Was war die bedeutendste
Erfindung der Menschheit? Das Feuer? Das Internet? Der Kaugummi
mit Döner-Geschmack? Jupp Heynckes? Nein, es ist und bleibt
die Erfindung der Null. Frühere Hochkulturen ahnten nichts von
vom wahren Potenzial der Null, auch weil sie sich insgeheim
vor dem grossen, tiefen, schmal eingefassten Nichts fürchteten.
Im christlichen Mittelalter wurde die Null als gottlos verdammt,
man erkannte in ihr das Zeichen des Teufels, das Guckloch ins
Herz von Harvey Weinstein.

Jahrhundertelang
war die abendländische Zivilisation auf die römischen Spaghetti-Ziffern
angewiesen, mit denen man weder richtig addieren noch multiplizieren
und höchstens eine Pfanne voll leckerer Pasta zubereiten konnte.
Das Ergebnis sind ständige Flatulenzen, Mario Draghi, eine lahme
italienische Wirtschaft und Autonomiebestrebungen im Norden,
der mit den korrupten Nullen im Süden nichts mehr zu tun haben
will.
Vielen gilt der Mathematiker
Brahmagupta als Entdecker der Null. Der Legende nach sei der
indische Gelehrte im Jahre 628 nach einer extrascharfen Portion
Chicken Vindaloo auf der Suche nach einer öffentlichen Bedürfnisanstalt
("00") gewesen. Beim Anblick der Klobrille habe er
die Idee gehabt, erstens nie mehr etwas auf Lieferando zu bestellen,
und zweitens die Null nicht mehr nur als Symbol zu betrachten,
sondern als abstrakte Einheit, als Ziffer.
In
langwierigen Sitzungen sei daraufhin das "Brahmasputasiddhanta"
entstanden, der früheste bekannte Text, in dem die Null als
geschriebene Zahl den Inhalt bestimmt. Der Binärcode zum Verständnis
des komplizierten Textes diente nun auch zur Bestuhlung des
neuen Bundestages. Wissenschaftshistoriker vergleichen das Brahmasputasiddhanta
hinsichtlich der Häufung von Leerstellen mit dem enigmatischen
Muster auf Alexander Gaulands Krawatte, aber auch mit der Zeitschrift
von Daniela Katzenberger, einer echten Nullnummer.

Erst
mit der Erfindung der indischen Null konnte endlich vieles hübschgerechnet
und die Nullblicker auseinanderdividiert werden. Die Reichen
wurden noch reicher, von nix kam nix, und die Nullzinspolitik
frass die Renten wie ein rülpsendes Schwarzes Loch.
Der
grösste Bewunderer dieser Philosophie des ovalen Nichts bleibt
aber Wolfgang Schäuble, der frisch gewählte Bundestagspräsident.
Die Heilslehre des charismatischen Finanzgurus? Die ekstatische
Anbetung der Schwarzen Null, einer Art verrusster Madonna der
Union. Selbst die Grünen, die ansonsten die Schwarze Null aufgrund
ihrer diskriminierenden, offen menschenverachtenden Begrifflichkeit
ablehnten, sind nun bei einer ergreifenden Sondierungsprozession
erschöpft, aber beseelt auf die Knie gegangen. Oooomm. Die Null
wird stehen bleiben. Koste sie, was sie wolle. Oooomm.
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