Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (22. Oktober 2017)
 
Reissende soll man nicht aufhalten
 

   Heute schreibe ich mir einen Wolf. Ich weiss nur noch nicht, was für einen. Seitdem der Wolf wieder in Deutschland aufgetaucht ist, hat er sich auseinanderentwickelt. Es gibt inzwischen verschiedene Wolfstypen. Hier eine kleine Auflistung für den Fall der Felle.

   Da ist zunächst mal der böse Wolf, bekannt aus den Märchenbüchern. Mit diesem Wolf bin ich aufgewachsen, aber die Wolfsexperten sagen, dass ich mir keine Sorgen machen muss, diesen Wolf gebe es gar nicht. Das Ganze ist wahrscheinlich Ansichtssache. Einen Wolf, der die Hasen meiner Tochter frisst, den würde ich als böse bezeichnen. Die Experten würden da differenzieren.



   Wenn der Wolf, der die Hasen meiner Tochter frisst, ein wilder Wolf wäre, fänden das die Experten in Ordnung. Einen wilden Wolf finden sie dufte. Dass sich der wilde Wolf wieder in Deutschland ansiedelt, gilt als Fortschritt. Ein solcher Wold darf auch Schafe reissen, die Schafshalter werden dann halt entschädigt. Dem wilden Wolf geschiet nichts, für ihn gilt das alte Sprichwort: Reissende soll man nicht aufhalten.

  Ach, was rede ich denn da! Wilde Wölfe kommen gar nicht in meinen Garten, die machen um Menschen und ihre Hasen einen grossen Bogen. Wenn also ein Wolf die Hasen meiner Tochter frisst, dann dürfte es sich um einen sogenannten Gehegewolf handeln. Gehegewölfe sind an Menschen gewöhnt, das ist das Problem. Sie erwarten vom Menschen Futter, da können sich Mensch und Tier schon mal ins Gehege kommen. Schwupps ist ein Finger oder ein Hase weg, aber wir wollen nichts dramatisieren. Experten warnen diesbezüglich lieber vor "Unfällen".

   Im Nationalpark Bayerischer Wald hat kürzlich ein Unbekannter sechs Wölfe aus einem Gehege "befreit". Drei der Wölfe sind schon tot, die anderen müssen nach Ansicht der Experten wohl auch getötet werden, weil so ein Gehegewolf hat draussen nichts verloren. Und einfangen lässt er sich leider nur sehr schwer.

   In Bayern hat ein Tierschützer die Initiative "der Waldluchs" gegründet. Jeder, der einen Jäger im Wald sieht, soll laut pfeifen oder rufen, damit die Wölfe gewarnt sind. So weit ist es gekommen.



   In Thüringen gibt es sogar Morddrohungen gegen Jäger, weil ihnen unterstellt wird, sie wollten sechs Hybrid-Welpen töten. Dabei sind solche Hybrid-Welpen im deutschen Jagdrecht gar nicht vorgesehen. Der Gesetzgeber konnte sich bislang offenbar nicht vorstellen, dass eine Wölfin mal was mit einem Hund anfängt. Bei Menschen würde man von einem Seitensprung reden. Und bei Wölfen? Sicher ist nur so viel, da ist was aus dem Rudel gelaufen.

   So, das war's. Keine Panik! Ich tue mal die Hasen meiner Tochter in den Stall.

 

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