Heute schreibe ich mir einen
Wolf. Ich weiss nur noch nicht, was für einen. Seitdem der Wolf
wieder in Deutschland aufgetaucht ist, hat er sich auseinanderentwickelt.
Es gibt inzwischen verschiedene Wolfstypen. Hier eine kleine
Auflistung für den Fall der Felle.
Da
ist zunächst mal der böse Wolf, bekannt aus den Märchenbüchern.
Mit diesem Wolf bin ich aufgewachsen, aber die Wolfsexperten
sagen, dass ich mir keine Sorgen machen muss, diesen Wolf gebe
es gar nicht. Das Ganze ist wahrscheinlich Ansichtssache. Einen
Wolf, der die Hasen meiner Tochter frisst, den würde ich als
böse bezeichnen. Die Experten würden da differenzieren.

Wenn
der Wolf, der die Hasen meiner Tochter frisst, ein wilder Wolf
wäre, fänden das die Experten in Ordnung. Einen wilden Wolf
finden sie dufte. Dass sich der wilde Wolf wieder in Deutschland
ansiedelt, gilt als Fortschritt. Ein solcher Wold darf auch
Schafe reissen, die Schafshalter werden dann halt entschädigt.
Dem wilden Wolf geschiet nichts, für ihn gilt das alte Sprichwort:
Reissende soll man nicht aufhalten.
Ach,
was rede ich denn da! Wilde Wölfe kommen gar nicht in meinen
Garten, die machen um Menschen und ihre Hasen einen grossen
Bogen. Wenn also ein Wolf die Hasen meiner Tochter frisst, dann
dürfte es sich um einen sogenannten Gehegewolf handeln. Gehegewölfe
sind an Menschen gewöhnt, das ist das Problem. Sie erwarten
vom Menschen Futter, da können sich Mensch und Tier schon mal
ins Gehege kommen. Schwupps ist ein Finger oder ein Hase weg,
aber wir wollen nichts dramatisieren. Experten warnen diesbezüglich
lieber vor "Unfällen".
Im
Nationalpark Bayerischer Wald hat kürzlich ein Unbekannter sechs
Wölfe aus einem Gehege "befreit". Drei der Wölfe sind
schon tot, die anderen müssen nach Ansicht der Experten wohl
auch getötet werden, weil so ein Gehegewolf hat draussen nichts
verloren. Und einfangen lässt er sich leider nur sehr schwer.
In
Bayern hat ein Tierschützer die Initiative "der Waldluchs"
gegründet. Jeder, der einen Jäger im Wald sieht, soll laut pfeifen
oder rufen, damit die Wölfe gewarnt sind. So weit ist es gekommen.

In
Thüringen gibt es sogar Morddrohungen gegen Jäger, weil ihnen
unterstellt wird, sie wollten sechs Hybrid-Welpen töten. Dabei
sind solche Hybrid-Welpen im deutschen Jagdrecht gar nicht vorgesehen.
Der Gesetzgeber konnte sich bislang offenbar nicht vorstellen,
dass eine Wölfin mal was mit einem Hund anfängt. Bei Menschen
würde man von einem Seitensprung reden. Und bei Wölfen? Sicher
ist nur so viel, da ist was aus dem Rudel gelaufen.
So,
das war's. Keine Panik! Ich tue mal die Hasen meiner Tochter
in den Stall.
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