Eigentlich habe ich nur
Kinder in die Welt gesetzt, damit sie mir später mal zur Hand
gehen, zum Beispiel meine Möbel zusammenbauen. Im Zusammenbauen
bin ich nämlich eine Niete, mein handwerkliches Geschick geht
gegen Null, ach was, ins Negative! Was ich auch anfasse, mache
ich kaputt. Ich kann nicht mal unfallfrei einen Rollator aufklappen,
da muss man fürs Alter vorsorgen.

Mein
Mitgefühl gilt daher dem 25-jährigen Familienvater, der Anfang
der Woche in Ludwigshafen seine neue Einbauküche kurz und klein
geschlagen hat. Tagelang kämpfte er heldenhaft gegen sein eigenes
Unvermögen, aber die Einbauküche liess sich einfach nicht einbauen.
Eigentlich
bin ich gegen jede Gewalt, aber so eine Küche muss man bestrafen.
Denn wir Menschen mit zwei linken Händen wissen etwas, was die
Wissenschaft erst noch herausfinden muss: Die Dinge leben! Sie
haben ein Bewusstsein! Und wie jedes Lebewesen haben die Dinge
Vorlieben und Launen. Den einen Menschen mögen sie, den anderen
nicht. Und wenn sie dich nicht mögen - ich weiss, wovon ich
rede - dann lassen sie sich nicht zusammenbauen, sperren sich,
gehen kaputt, bevor du sie überhaupt benutzen kannst.
Hinter
deinem Rücken lachen sie dann über dich, der Schrank, der Herd,
die Spüle, der Ofen. O ja, ich sehe es vor mir, wie sich die
Dinge über den armen Mann lustig gemacht haben, sogar beim Schreiben
darüber gerate ich in Rage, kicke die Vokale durch die Gegend
und so entsteht eine Überschrift wie über dem Artikel - mein
solidarischer Gruss an den Familienvater in Ludwigshafen.

Noch
nie hat eine Carrera-Rennbahn bei mir funktioniert. Ich kriege
nicht einmal die Teile in einem Überraschungsei in eine sinnvolle
Reihenfolge, geschweige denn die Teile eines Modellbau-Satzes.
Ich weiss noch, dass ich mal das Schlachtschiff "Tirpitz"
bauen wollte. Ich verstand schon die Fachbegriffe nicht. Kleben
Sie das Wie-bitte auf das Hä. Zudem zog der Klebstoff Fäden.
Ich heulte vor Wut. Ich musste den Nachbarsjungen um Hilfe bitten,
es war so demütigend, am Ende habe ich die "Tirpitz"
in den Müll gepfeffert, das war der einzige schöne Moment.
Gott
sei Dank hat inzwischen meine Frau ein Auge auf mich. Wenn ich
nur eine Trittleiter aus dem Keller hole, schrillen bei ihr
schon die Alarmglocken. Ich sage ihr dann immer, dass diese
Reparatur doch eine Kleinigkeit wäre, dass ein Mann praktisch
veranlagt sein müsse, sonst sei er kein Mann. Und wo eigentlich
meine Kinder seien, wenn man sie mal brauche, wozu habe ich
die eigentlich grossgezogen? Sie nimmt mir dann sanft das Werkzeug
aus der Hand und flüstert: Geh und schreib irgendwas.
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