Seit ich ein
Aquarium besitze, schaue ich kaum noch fern. Neulich habe ich
es doch getan, weil ich nicht riskieren wollte, dass mir beim
Bügeln das Eisen ins Wasser fällt. Im Zweiten lief Sport. Ein
bisschen Bewegung, dachte ich, könnte beim Bügeln nicht schaden.
Moderiert wurde die Sendung von Rudi Cerne, Sie wissen schon,
dem früheren Eiskunstläufer, der mit gerunzelter Stirn im Fernsehen
manchmal auf Verbrecherjagd geht.

Es
hat mindestens zwei Hemden und drei Geschirrtücher gebraucht,
bis ich begriffen habe, dass es gar nicht um echten Sport ging,
also um das, was bei uns Älteren früher in der Schule unter
Leibesübungen firmierte. Es ging um E-Sport, um Wettkämpfe,
die nicht in der realen Welt ausgetragen werden. Junge Menschen
an Konsolen (in dem Beitrag wren es durchweg Männer) spielten
Fussball-WM, fuhren Autorennen oder traten in Ballerspielen
an. Sie taten das nicht im stillen Kämmerlein, sondern in Mehrzweckhallen
vor tausenden Zuschauern.
Als bügelnder
Mensch musst du beim E-Fussball schon genau hinsehen, um zu
erkennen, ob sich der echte Cristiano Ronaldo nach einem Tor
das Trikot vom Leib reisst. Oder nur das Geschöpf eines Programmierers.
Was irritiert, ist, dass auf den Rängen keine Feuerwerkskörper
gezündet werden und bei Deutschlandspielen keine "Sieg
Heil"-Rufe zu hören sind. Da bleibt die Illusion beim E-Sport
hinter der Wirklichkeit zurück.
Die
Jungs an den Konsolen, hiess es in dem Bericht, seien Popstars
und auf einem guten Weg, irgendwann so viel wie echte Fussballer
zu verdienen. Manche waren noch keine 17 und hatten Pickel.
Ob es in dem Gewerbe Spielerfrauen gibt, haben sie nicht gesagt.
Hätte mich interessiert, da Mädchen Computer-Nerds angeblich
nicht sexy finden. Ein Nachteil muss das nicht sein, immerhin
bräuchte von den Jungs keiner fürchten, dass sich eine Ex bei
der "Bild" ausheult, also in der echten Welt. Aber
vermutlich wäre das in der E-Branche eh egal.

Beim
E-Sport ist so viele Kohle im Spiel, dass es nur eine Frage
der Zeit ist, bis die ersten Disziplinen olympisch werden. Der
Herr IOK-Präsident Bach schien der Vorstellung nicht abgeneigt
zu sein. Kurios ist, dass sie beim echten Motorsport inzwischen
nach Typen Ausschau halten, die am Rechner richtig Gas geben
können. Beim Fussball scheint mir das weniger Erfolg versprechend.
Man kann flinke Finger und zwei linke Beine haben.
Noch
ein Wort zu meinen Geschirrtüchern. Ja, ich bügle auch die,
weil mir eine vertrauenswürdig erscheinende Frau mal erklärte,
dass man damit besser abtrocknen könnte. Auch wenn irgendwann
bei Olympia nur noch E-Schweisstropfen fliessen, vom Geschirtücherbügeln
lasse ich mich nicht abbringen. Man braucht ja etwas in dieser
Welt im Umbruch, an dem man sich festhalten kann.
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