Die Dinge der Woche? Puh,
ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll. Das waren ein kaputter
Handstaubsauger, ein altes Waffeleisen, viele Bilderrahmen und
Bettwäsche, Bettwäsche, Bettwäsche.
Ich
räume gerade die Wohnung meiner Eltern aus. Mein Vater ist gestorben,
meine Mutter im Heim. Eine mühevolle und traurige Arbeit, die
einen allerdings auch viel über das Leben lehrt. Zum Beispiel,
dass es vielen Menschen offenbar schwerfällt, sich von alter
Bettwäsche zu trennen. Es ist mir bereits in anderen Haushalten
aufgefallen. Da waren die Schränke voll mit alter, zum grossen
Teil löchriger Bettwäsche. Ich tippe mal, dass in deutschen
Schlafzimmern Bettwäsche-Reserven lagern, die den weltweiten
Bedarf locker decken könnten. Ist das nicht etwas überzogen?

Ich
habe für mich entschieden, dass ich meinen Kindern mal nicht
so viele Dinge hinterlassen will. Denn bei jedem Teil, das man
wegwirft, überkommt einen das schlechte Gewissen: Die Urkunde
für sportliche Erfolge, die Bronzemedaille für 25-jährige Mitgliedschaft
- Stück für Stück fliegt das Leben meiner Eltern weg. Aber was
soll ich machen? Ich kann ja kein Mausoleum bauen.
Manche
Dinge versuche ich auch im Internet zu verkaufen. Da lasse ich
meine Kinder ran, die sollen mal lernen, wie das so ist mit
Angebot und Nachfrage. Ich selbst bin ja eher ein alter Print-Onkel,
lese Zeitung und schreibe Zeitung.
Eigentlich
sollte ich schon von Berufswegen auch politisch interessiert
sein. Vor lauter Wohnungsausräumen habe ich aber vom Bundestagswahlkampf
bisher nicht so viel mitbekommen. Oder liegt das gar nicht an
mir, sondern am Wahlkampf, der angeblich keiner ist?

Jedenfalls
bin ich dieses Mal echt froh über die vielen Wahlplakate. Da
weiss ich wenigstens in etwa, wer so alles antritt und was die
alles so wollen. Meine Schlussfolgerung als Wohnungsausräumer:
Im Grunde wollen die Parteien uns auch etwas verkaufen: Ein
Lebensgefühl oder eine Rentenerhöhung. Wobei mich stets das
Gefühl beschleicht, dass die angebotenen Versprechungen und
Slogans auch ziemlich gebraucht sind.
Neuware
bietet einzig die FDP. Die hat ein Fotomodell engagiert, das
auf den Namen Christian Lindner hört, und wenn man nicht wüsste,
dass es um Politik geht, könnte man es auch für Werbung für
Parfüm oder Herrenmode halten.

Am
liebsten sind mir aber schon immer die Plakate der Linken gewesen.
Da hat man freie Auswahl, da bleibt kein Wunsch offen. Planbares
Leben, Frieden, soziale Gerechtigkeit, Solidarität - die Linken
tun alles, damit man sich rundum wohlfühlt, selbst wenn man
gerade eine Wohnung ausräumt. Apropos: Braucht jemand einen
Rückenkratzer?
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