Herzlich willkommen, liebe
Leser, bei unserer neuen Reihe "Schreiben auf Zuruf".
Die Spielregeln sind simpel: Sie lassen mich wissen, über was
Sie sich schon immer mal aufregen wollten - und ich walte meines
Amtes. Ich werde dies unabhängig davon tun, ob mir dazu was
einfällt oder nicht. Solange das Thema das Prädikat "populär"
- noch besser "populistisch" - erfüllt, haue ich in
die Tasten.

Habe
ich da eben "lächerliche Tattoos" gehört? Tätowierungen
sind seit Jahren ein Aufreger, vor allem im Kreise der Nichttätowierten.
Mir liegt dazu die schriftliche Anfrage einer Leserin vor. Erst
neulich habe ich versucht, mit jungen, mutmasslich nicht tätowierten
Menschen über den Sinn und Unsinn von Körperbemalungen zu reden.
Das Gespräch scheiterte schon daran, dass eine Frau meiner nicht
sonderlich schlauen, wohl aber wahren Behauptung "Mit einer
Tätowierung will ich auf mich aufmerksam machen" widersprach.
Wenn dem so wäre, warf sie ein, warum lassen sich dann Leute
an den Geschlechtstellen tätowieren? Wir einigten uns darauf,
dass manche mit der Stichelei nur einen begrenzten Personenkreis
erreichen wollen und wechselten das Thema. Zu was, habe ich
vergessen und wäre nun am Ende meiner Kolumne angelangt, hätte
von Ihnen nicht einer "elende Radfahrer" gerufen.
Einer? Quatsch, fischerchorartig drang es in mein Ohr.
Am
Pranger steht nicht der gemeine, sondern der hundsgemeine Radler,
der meint, als potenzieller Klimaretter sei er von allen Regeln
der Strassenverkehrsordnung und des Anstands befreit. Es ist
an der Zeit, dass dieser Radikalinski mal wieder abseits von
Leserbriefspalten abgewatscht wird - bevor er seinen Göpel im
Keller einmottet. Das heisst, ich bin mir nicht sicher, ob der
das tut, womöglich hockt er ganzjährig auf seiner Möhre. Irre
machen keine Winterpause.

In
meinem Umfeld kenne ich keinen Menschen, der nicht mindestens
zehn Dem-Scheissradler-bin-ich- gerade-noch-entkommen-Storys
erzählen kann. Nicht nur als Autofahrer bist du brandgefährlilch,
auch als Sonntagsspaziergänger musst du sekündlich mit einem
Abschuss rechnen. Wenn man in der Hochzeit des Wettrüstens junge
Leute fragt, wie es mit ihren Nachwuchsplänen ausschaut, bekam
man nicht selten, meist leicht empört, zu hören: "In diese
Welt kann ich doch keine Kinder setzen!" Den Satz hört
man wieder öfter. Nur fürchten sich die Menschen nicht vor vom
Himmel fallende Pershings, sondern vor durchgeknallten Pedalisten.
Diese
Typen werden es noch schaffen, dass die Gemeinschaft aller friedlich
strampelnden Menschen irgendwann mit Kennzeichen herumfahren
muss. Mag der Videobeweis beim Fussballspiel ein Rohrkrepierer
sein, auf der Strasse wird er kommen.
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