Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (27. August 2017)
 
Populär ist nicht schwer
 

   Herzlich willkommen, liebe Leser, bei unserer neuen Reihe "Schreiben auf Zuruf". Die Spielregeln sind simpel: Sie lassen mich wissen, über was Sie sich schon immer mal aufregen wollten - und ich walte meines Amtes. Ich werde dies unabhängig davon tun, ob mir dazu was einfällt oder nicht. Solange das Thema das Prädikat "populär" - noch besser "populistisch" - erfüllt, haue ich in die Tasten.



   Habe ich da eben "lächerliche Tattoos" gehört? Tätowierungen sind seit Jahren ein Aufreger, vor allem im Kreise der Nichttätowierten. Mir liegt dazu die schriftliche Anfrage einer Leserin vor. Erst neulich habe ich versucht, mit jungen, mutmasslich nicht tätowierten Menschen über den Sinn und Unsinn von Körperbemalungen zu reden. Das Gespräch scheiterte schon daran, dass eine Frau meiner nicht sonderlich schlauen, wohl aber wahren Behauptung "Mit einer Tätowierung will ich auf mich aufmerksam machen" widersprach. Wenn dem so wäre, warf sie ein, warum lassen sich dann Leute an den Geschlechtstellen tätowieren? Wir einigten uns darauf, dass manche mit der Stichelei nur einen begrenzten Personenkreis erreichen wollen und wechselten das Thema. Zu was, habe ich vergessen und wäre nun am Ende meiner Kolumne angelangt, hätte von Ihnen nicht einer "elende Radfahrer" gerufen. Einer? Quatsch, fischerchorartig drang es in mein Ohr.

   Am Pranger steht nicht der gemeine, sondern der hundsgemeine Radler, der meint, als potenzieller Klimaretter sei er von allen Regeln der Strassenverkehrsordnung und des Anstands befreit. Es ist an der Zeit, dass dieser Radikalinski mal wieder abseits von Leserbriefspalten abgewatscht wird - bevor er seinen Göpel im Keller einmottet. Das heisst, ich bin mir nicht sicher, ob der das tut, womöglich hockt er ganzjährig auf seiner Möhre. Irre machen keine Winterpause.



   In meinem Umfeld kenne ich keinen Menschen, der nicht mindestens zehn Dem-Scheissradler-bin-ich- gerade-noch-entkommen-Storys erzählen kann. Nicht nur als Autofahrer bist du brandgefährlilch, auch als Sonntagsspaziergänger musst du sekündlich mit einem Abschuss rechnen. Wenn man in der Hochzeit des Wettrüstens junge Leute fragt, wie es mit ihren Nachwuchsplänen ausschaut, bekam man nicht selten, meist leicht empört, zu hören: "In diese Welt kann ich doch keine Kinder setzen!" Den Satz hört man wieder öfter. Nur fürchten sich die Menschen nicht vor vom Himmel fallende Pershings, sondern vor durchgeknallten Pedalisten.

   Diese Typen werden es noch schaffen, dass die Gemeinschaft aller friedlich strampelnden Menschen irgendwann mit Kennzeichen herumfahren muss. Mag der Videobeweis beim Fussballspiel ein Rohrkrepierer sein, auf der Strasse wird er kommen.

 

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