Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (29. Juli 2017)
 
Wenn mein Büro eine Strasse wär'
 

   Steht ein Schreibtisch auf der Kreuzung - so beginnt normalerweise ein Witz. Und das Leben ist ja manchmal furchtbar komisch. Die Sache mit dem Stickoxidwerten zum Beispiel. Echt war ist: Am Arbeitsplatz darf die Stickoyid-Belastung mehr als 20-mal so hoch sein wie auf der Strasse. Das müsste dann doch bedeuten: Wenn in der Mitte einer viel befahrenen Kreuzung ein Schreibtisch stände, dort also jemand seinen Arbeitsplatz hätte, wäre alles gut, die Grenzwerte würden eingehalten, es drohten keine Fahrverbote für den Diesel. Wenn aber umgekehrt mein Büro eine Strasse wäre, und sie errichteten mir am Schreibtisch eine Messstation, die Grenzwerte würden bestimmt überschritten.



   Denn meine Kollegen und ich stossen wegen der aktuellen Nachrichtenlage gerade ständig Stickoxid aus. Und dann müsste ich meinen Arbeitgeber verklagen, das wäre nicht so schön. Warum ist das so? Nun, sagen die Umweltmediziner, bei den Grenzwerten für den Arbeitsplatz gehe man von gesunden Menschen aus. Die vertragen angeblich das 20-fache, zumal wenn sie nur acht Stunden im Tag arbeiten. Draussen hingegen gebe es auch Kinder und Asthmatiker, die quasi 24 Stunden am Tag an der frischen Luft seien. Da müssten die Grenzwerte dann eben strenger sein.

   Hm. Also mir leuchtet das nicht ganuz ein. Asthmatiker arbeiten doch auch, und ab und an bringt ein Kollege hier stolz sein Neugeborenes vorbei. Sollen wir da künftig Alarm ausrufen? Und was ist eigentlich mit den ganzen Kindergärten? Da sind die Kinder zum Teil bis zu zehn Stunden am Tag drin. Also, ich finde die die Gesundheits- und Umweltbürokratie müsste in Sachen Stickoxid noch deutlich konsequenter werden.

   Apropos unsichtbare Gefahren. Der "Spiegel" hat heimlich ein Buch von seiner Besteller-Liste getilgt, das ist diese Woche herausgekommen. Eigentlich steht so ein Buch auf der Liste, weil es sich gut verkauft, aber der "Spiegel" hat mal eine Ausnahme gemacht. Der Inhalt des Buches sei antisemitisch und rechtsradikal, dafür wolle man keine Werbung machen, so die Chefredaktion.



   Wie so oft bei Gutgemeintem ging der Schuss nach hinten los. Das Buch (Es heisst "Finis Germania") ist nun erst recht in aller Munde. Und auf Amazon erklärten sogar bekennende Linke, dass sie das Buch nun zum Trotz gekauft hätten, denn gegen eine derartige Aktion wie die vom "Spiegel" müsse man ein Zeichen setzen.

   Ja, nichts ist so, wie es scheint. Ich fahre jeden Tag Stadtbahn, wähle aber nicht die Grünen. Und wenn mich demnächst jemand sieht, wie ich in der Bahn das böse Buch "Finis Germania" lese, dann weiss keiner, ob ich ein Rechter oder ein Linker bin - oder zu viel Stickoxid intus habe.

 

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