Steht ein Schreibtisch auf
der Kreuzung - so beginnt normalerweise ein Witz. Und das Leben
ist ja manchmal furchtbar komisch. Die Sache mit dem Stickoxidwerten
zum Beispiel. Echt war ist: Am Arbeitsplatz darf die Stickoyid-Belastung
mehr als 20-mal so hoch sein wie auf der Strasse. Das müsste
dann doch bedeuten: Wenn in der Mitte einer viel befahrenen
Kreuzung ein Schreibtisch stände, dort also jemand seinen Arbeitsplatz
hätte, wäre alles gut, die Grenzwerte würden eingehalten, es
drohten keine Fahrverbote für den Diesel. Wenn aber umgekehrt
mein Büro eine Strasse wäre, und sie errichteten mir am Schreibtisch
eine Messstation, die Grenzwerte würden bestimmt überschritten.

Denn
meine Kollegen und ich stossen wegen der aktuellen Nachrichtenlage
gerade ständig Stickoxid aus. Und dann müsste ich meinen Arbeitgeber
verklagen, das wäre nicht so schön. Warum ist das so? Nun, sagen
die Umweltmediziner, bei den Grenzwerten für den Arbeitsplatz
gehe man von gesunden Menschen aus. Die vertragen angeblich
das 20-fache, zumal wenn sie nur acht Stunden im Tag arbeiten.
Draussen hingegen gebe es auch Kinder und Asthmatiker, die quasi
24 Stunden am Tag an der frischen Luft seien. Da müssten die
Grenzwerte dann eben strenger sein.
Hm.
Also mir leuchtet das nicht ganuz ein. Asthmatiker arbeiten
doch auch, und ab und an bringt ein Kollege hier stolz sein
Neugeborenes vorbei. Sollen wir da künftig Alarm ausrufen? Und
was ist eigentlich mit den ganzen Kindergärten? Da sind die
Kinder zum Teil bis zu zehn Stunden am Tag drin. Also, ich finde
die die Gesundheits- und Umweltbürokratie müsste in Sachen Stickoxid
noch deutlich konsequenter werden.
Apropos
unsichtbare Gefahren. Der "Spiegel" hat heimlich ein
Buch von seiner Besteller-Liste getilgt, das ist diese Woche
herausgekommen. Eigentlich steht so ein Buch auf der Liste,
weil es sich gut verkauft, aber der "Spiegel" hat
mal eine Ausnahme gemacht. Der Inhalt des Buches sei antisemitisch
und rechtsradikal, dafür wolle man keine Werbung machen, so
die Chefredaktion.

Wie
so oft bei Gutgemeintem ging der Schuss nach hinten los. Das
Buch (Es heisst "Finis Germania") ist nun erst recht
in aller Munde. Und auf Amazon erklärten sogar bekennende Linke,
dass sie das Buch nun zum Trotz gekauft hätten, denn gegen eine
derartige Aktion wie die vom "Spiegel" müsse man ein
Zeichen setzen.
Ja, nichts ist so,
wie es scheint. Ich fahre jeden Tag Stadtbahn, wähle aber nicht
die Grünen. Und wenn mich demnächst jemand sieht, wie ich in
der Bahn das böse Buch "Finis Germania" lese, dann
weiss keiner, ob ich ein Rechter oder ein Linker bin - oder
zu viel Stickoxid intus habe.
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