Es ist an der Zeit, eine
Kerze für den Diesel anzuzünden. Schon deshalb, weil die Deutsche
Umwelthilfe dem guten alten Selbstzünder ums Verrecken das Licht
ausblasen will.
Man fragt sich schon,
wann bei den Öko-Aposteln das Geschichtsbewusstsein auf der
Strecke geblieben ist, dass sie mit einem alten Weggefährten
dermassen streng ins Gericht gehen? Ist von denen eigentlich
nie einer mit einem ausrangierten Postbus an den Gardasee gezuckelt?
Gut in Erinnerung ist mir eine Fahrt in einem Mercedes 180 Ponton
nach Jugoslawien. Am Wurzenpass ging vor uns die Sonne auf,
hinter uns wurde es finsterne Nacht. Nein, ein Feinstaubproblem
hatte der Diesel damals noch nicht.

Oder
ist über die Kameraden der Umwelthilfe die Neue Deutsche Welle
spurlos hinweggegangen, als eine Band namens Deutsch-Österreichisches
Feingefühl sang: "I woat auf das Brummen von am Mercedes
Diesel, oba's brummt net." Darf man so mit einem Antriebsaggregat
umspringen, das etwas erreicht hat, was der Umwelthilfe auf
ewig verwehrt bleiben wird: Ein Platz in den Charts.
Unter
uns gesagt, meine Hoffnung beruht darauf, dass der Diesel auch
dies überstehen wird. Robust war er immer schon - und zimperlich
sind sie mit ihm nie umgesprungen. Als er noch lahm und laut
war, wurden Fahrzeuge der Marke Mercedes als Heizöl-Ferrari
verhöhnt - nur weil Landwirte die Genügsamkeit des Motors unter
Umgehung des Steuerrechts ausgenutzt hatten.
Ich
selbst habe nie einen Diesel besessen, gab stets einem Sechszylinder
aus Rüsselsheim den Vortritt. Aber als Ex-Aushilfs-Taxler weiss
ich um die Zuverlässigkeit der Motoren. 460 000 Kilometer hatte
der 200D (erste Maschine) runter, als mein Chef die Karre für
3000 DM verscherbelte. Das war in den Achtzigern. Ich vermute,
der Wagen schiebt heute bestimmt noch irgendwo im Orient Dienst.

Das
Gemeine ist, dass der Diesel sich nie gegen den Fortschritt
gestellt hat. Vor einiger Zeit haben sie ihm mittels Russfilter
das Rauchen abgewöhnt. Genutzt hat es ihm wenig. Jetzt steht
er wegen der Stickoxide am Pranger. Das sollten Menschen bedenken,
die im nächsten Leben aus Öko-Gründen als Regenwurm das Licht
der Welt erblicken wollen. Man kann es nie allen recht machen.
Meulich
hat mir ein Freund ein T-Shirt geschenkt. Über zwei gekreuzten
Zapfpistolen steht "Je suis TDI". Darunter "Solidarisch
mit einem überlegenen Antrieb". Wenn ich allein daheim
bin, trage ich es manchmal und ziehe mir "The Fast and
the Furious" mit Vin Diesel rein.
Möge
uns das inzwischen gedämpfte Dieseln des Motors noch eine Weile
begleiten. Zur Aufmunterung geben wir der Maschine ein altes
Indianerwort mit auf den Weg: "Erst wenn die letzte Glühkerze
erloschen ist, werden sie merken, dass man Diesel nicht trinken
kann."
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