Jeder kennt das unangenehme
Gefühl manipuliert zu werden. Gerade in diesen schwülheissen
Sommertagen, wenn man die Kontrolle über seinen Willen und die
Achselhöhlen verliert. Dinge geschehen unbewusst, die man früher
nicht für möglich gehalten hätte.

Man
grillt plötzlich in kurzen Hosen, ganz ohne Scham. Man schleckt
kuhäugig an einer Kugel Ananas-Bio-Petersilie in der Waffel,
dabei wollte man wie sonst auch Zitrone im Becher. Man nimmt
sich vor, nie mehr wieder Spirituosen zu trinken, doch am nächsten
Morgen wacht man in einem fremden Bett neben etwas auf, was
am Rücken stark behaart ist und nach Old Spice riecht. Man nimmt
die mediale Seligsprechung Helmut Kohls ohne Gemütsregung zur
Kenntnis, einfach so. Man verfolgt voller Hingabe das Finale
beim Konföderierten-Pokal, der in sportlicher Hinsicht ungefähr
so erkenntnisreich ist wie die Meisterschaft im Brennnessel-Wettessen.
Meist
steckt eine geheime Macht dahinter, vielleicht der russische
Nchrichtendienst, Margot Kässmanns Kalenderspruchsekte oder
ein Algorithmus. Bei Letzterem handelt es sich nicht um eine
Tanzveranstaltung an einer Waldorfschule mit anschliessendem
Algensalat vom Veggie-Büfett. Algorithmen sind vielmehr Handlungsanleitungen
zur Lösung hochkomplexer Probleme, beispielsweise in der Informatik
oder Politik, wo es seit Tagen um brisante Themen geht wie der
Scheidung für alle oder den erotischen Vorlieben zweier Pandas.

Unser
Leben ist inzwischen von Algorithmen so abhängig wie vom Fussball
und Almosen aus China. Im Navi zeigen uns Algorithmen den kürzesten
Weg in das nächste metertiefe Schlagloch oder sie unterzeichnen
in einer Nanosekunde alle Schuldscheine für Boris Becker. Algorithmen
sind verantwortlich für Ralf Stegners Gesicht oder verfassen
das neue Wahlprogramm der CDU, das so peppig klingt wie die
Gebrauchsanleitung für die Kaffeemaschine in der Kanzleramtsküche.
Anders als Peter Tauber sind Algorithmen sehr gut gebildet und
kennen den Unterschied zwischen Twittern und Pöpeln. Anderseits
zeigen Algorithmen wie auch Pandas oder gewaltbereite Gipfeltouristen
wie Recep Tayyip Erdogan kein Interesse an Menschenrechten und
Pressefreiheit.
Wenn eine Software
allein entscheidet, was mit Menschen passiert, kann das böse
enden. Schätzungen zufolge könnten Computer die Minijobs von
Millionen Deutschen problemlos ersetzen, etwa von Journalisten,
Peter Tauber oder SPD-Kanzlerkandidaten. Jetzt plant der Justizminister
Heiko Maas eine Kontrollbehörde für Algorithmen. Doch dafür
ist es eventuell zu spät. Gut möglich, dass diese Glosse schon
das Werk eines nachtaktiven Algorithmus mit behaartem Rücken
ist, der sich von Eukalyptus ernährt und nach Old Spice riecht.
|