Der Mann als solcher erlebte
in dieser Woche eine mit allen Elementen des Dramas und der
Komödie versehene Wiedergeburt. Oft genug gedemütigt, im Haushalt
domestiziert, im Sport von drahtigen Frauen abgehängt, in der
Arbeitswelt von Teamleiterinnen und Controllerinnen nackt ausgezogen
und zur Effizienz geprügelt, gab es jetzt für ihn ein Aufatmen.
In Deutschland drehten sich Männer tänzerisch vor dem Spiegel,
blähten sich auf, schoben das Kinn vor und nahmen die Parade
imaginierter Bewunderer ab, die sich vor ihrem Mehrfamilienhaus
zusammengerottet hatten.

Es
bedurfte eines Impulses von aussen, um jene maskulinen Urinstinkte
wiederzubeleben, die den Mann jahrtausendelang befähigt hatten,
Technologie, Fortpflanzung und die individuelle Mobilität in
einem Geländewagen gegen alle Widerstände der Vernunft, Humanität
und gelassener Weitsicht durchzustezen. Dieser Impuls kam aus
Ankara, wo sich ein gross karriertes Sakko von den begeisterten
Untertanen in alle noch freien Posten des Staates tragen liess
und künftig die Ämter des Kommandeurs der Janitscharen, des
obersten Suppenverteilers, des grossherrschlichen Leibgardisten
der Gärten und Paläste, des Kanzleiführers, Vorkosters, Grosswesirs
und Paschas in Personalunion vereint.
Seit
diesem Tag kultivieren sich auch deutsche Männer statt des modischen
Vollbarts einen gebürsteten osmanisierten Oberlippenbart und
suchen in den Secondhandshops verzweifelt nach Strickjacken
aus den Schneidereien rund um Izmir. Zu Hause lassen sie sich
von ihrer Frau zur Begrüssung die Hand küssen, versetzen den
Kindern als Morgengruss eine Ohrfeige (die sogenannte osmanische
Schelle) und trinken Tee im neonbeleuchteten Wohnzimmer.

Diese
Selbsterneuerung wurde zusätzlich genährt durch das Wetterleuchten
in einem asiatischen Staat, in dem die Sonne nie aufgeht. Der
dortige Führer, ein glattpolierter Chinakohl, spielt wie jeder
normale Jugendliche am liebsten mit Raketen, die er in staccatohafter
Frequenz von seinem Bett aus abfeuert. Sein Land gilt als Leuchtturm
der schöpferisch-spielerischen Zerstörung. Zuletzt sah man ihn,
dessen Backen leuchteten wie frisch bemalte Ostereier, auf einer
mit rund 500 Mann Besatzung bewehrten Grossrakete in den Himmel
aufsteigen. Seine Spur verlor sich daraufhin, doch in der Kapitale
des Landes steht bereits ein Nachfolger bereit. Er glänzt und
patscht in die Hände wie das Original und fährt in einem Panzerzug
vom Typ "Morgenröte über dem blühenden Reisfeld" durch
das Land. Im Gegensatz zu seinem türkischen Pedant ist er immer
für einen Scherz zu haben - erst recht, wenn er tötliche Folgen
für einen Untertanen hat. Ob sich der deutsche Mann eher nach
Anatolien oder nach Asien orientieren wird, ist aber noch offen.
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