Ich bitte um Entschuldigung
für die Überschrift, ich erkläre es gleich. Es ist nichts Ernstes,
ich übe hier nur ein bisschen. Es geht darum, meine Weltanschauung
an meine Reisepläne anzupassen.
Zunächst
einmal geht nach Ungarn, der Heimat meiner Frau. Wenn ich die
Zeitungen hier so lese, wird Ungarn ja inzwischen von Nazis
regiert. Aber Vorbräunen für den Urlaub bringt nichts, das hat
mir ein Hautexperte diese Woche gesagt. Vorbräunen für den Urlaub
erhöhe nur die Gefahr von Hautkrebs.

Was
meine politische Meinung angeht, da bin ich relativ flexibel.
Ich finde Menschen furchterregend, die ständig ihre vermeintlich
edle Gesinnung zu Markte tragen. Nie wieder Krieg! Nie wieder
Faschismus! Ich frage mich da immer, wer - ausser ein paar wenigen
Bekloppten - noch für Krieg und für Faschismus ist. In Wahrheit
liegen die Dinge doch etwas komplizierter. Bei fast allen politischen
Äusserungen ist auch das Gegenteil richtig. Ja, ja, bei Aussagen
zu Trump jetzt vielleicht nicht unbedingt. Deshalb muss ich
ja üben.
An Pfingsten wollen meine
Frau und ich unsere Tochter aus Amerika zurückholen. Sie war
dort dann ein Jahr bei einer Gastfamilie. Nette Leute. Vielleicht
ein bisschen streng. Das ist aber in Texas so üblich. Mehr will
jetzt hier dazu nicht sagen.
Diese
Woche habe ich nämlich gelesen, dass die Regierung Trump über
schärfere Einreisebestimmungen nachdenkt. Ausländer könnten
bald bei der Einreise dazu gezwungen werden, ihre Kontakte und
Passwörter in den sozialen Netzwerken preiszugeben sowie Fragen
zu ihrer Weltanschauung zu beantworten.
Ich
werde da also an Pfingsten am Flughafen Houston landen und dann
fängt so ein Grenzbeamter an, meinen Namen zu googeln. Oje,
das kann heiter werden. Hoffentlich findet er im Netz meinen
Artikel, in dem ich mich für den Einmarsch der USA in den Irak
ausgesprochen habe. Oder war es Kuwait? Das Passwort für meinen
Facebook-Account weiss ich aber nicht mehr, ich werde dann diesem
Grenzbeamten sagen, dass Donald Trump der Allerbeste sei. Um
meine Tochter aus diesem Land herauszuholen, bin ich zu jeder
Schandtat bereit. Richtet mich, es ist mir jetzt egal.

Wenn
ich dann drin bin, werde ich natürlich irgendwo mal die Menschenrechte
ansprechen. So macht es die Merkel ja auch immer, wenn sie in
China ist. Eigentlich will ich mit meiner Familie aber nur zwei
Wochen lang an einen Strand legen, das hatten wir schon lange
nicht mehr.
Auf dem Rückweg werde ich
dann am Fkughafen Houston mir noch schnell ein Shirt überziehen
mit dem Aufdruck "Make America great again!". Damit
ich auch ganz sicher wieder herauskomme.
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