Der Frühling. Genau, Er
ist da. Seine Ankunft wird dann registriert, wenn die sozialen
Netzwerke platzen, weil zu viele Menschen ihre Eisbecher mit
Vanilleeis und Sahne, ihre Cabrios, Krokusse und ihre blossgelegten
bleichen Männerbeine, deren punktuelle Behaarung der Rasenqualität
in den Vorgärten entspricht, dort hineinstopfen. Es drückt und
pumpt, es spriesst und treibt, der Zweitaktqualm der Rasenmäher
und Motorroller mischt sich mit dem verbrannten Fleisch auf
den Gartengrills. Kinder ersehnen sich den Frühling, weil sie
endlich wieder in den Schlaglöchern baden können, die der Winter
in den schrundigen Asphalt gerissen hat.

In
das allgemeine Aufatmen und Anschwellen von Mensch und Natur
mischt sich derzeit noch eine seltene, fast exotische Note.
Es ist die Blasenbildung, die in einer solchen Vielgestaltigkeit,
Farbigkeit und verschwenderischen Fülle in unseren Breiten selten
geworden ist. Zunächst entleerte sich die Trump-Blase (Bulla
Donalda). Eine Membrane aus Dünngeistigkeit und schlechter Laune
hält dieses Gefäss normalerweise sicher zusammen. Jetzt aber,
begünstigt durch das schwüle Reizklima über der amerikanischen
Ostküste, zeigen sich Risse, dann Löcher, und schliesslich entliess
dieser Kurzblütler seinen gesamten Inhalt. Rote überlange Krawatten
krochen wie Schlingpflanzen über den Boden und strangulierten
alles menschliche Leben. Schwarzgalle ergoss sich über das Land,
gelbes Föhnunkraut legte sich wie ein abgenutzter Ikea-Teppich
auf das Gemüt. Kurz glaubte der Mensch zu ersticken, dann war
alles vorbei. Erfahrene Botaniker weisen aber darauf hin, dass
Donalda mehrere Hundert Male neu auskeimen kann. Man müsse sich
auf das Schlimmste gefasst machen.

Wesentlich
angenehmer zu handhaben ist die Schulz-Blase aus der Klasse
der kraftmeierischen Trompetengewächse. Sie kündigt sich mit
einer Ausbuchtung im Vorgarten an (der sogenannten Rasenglatze),
die rasch aufwächst, alles Leben gleichmacherisch einebnet und
mit ihren langfingrigen Kontaktstielen und den grossmäuligen
Blütenkelchen, den sogenannten Würselen, bald zur Domina des
Vorgartens aufsteigt. Allerdings platzt sie bei aufsteigenden
Bodenfrost und verschwindet dann wieder in einer Brüsseler
Büro-Hydrokultur als Rasenglatze. Zwischen all dem Blubbern
und Zischen, dem Knacken der Triebe platzten dann noch die üblichen
Immo-, Bank-, Sport-, und Kunstblasen und wurden aber rasch
weggekärchert.
Der deutsche Garten
hat sich also wieder in das jahreszeitübliche Tollhaus verwandelt.
Die Politik ist alarmiert. Es mehren sich die Stimmen, die fordern,
die Natur endgültig abzuschaffen. Sie sei einfach unzuverlässig
und füge sich nicht in ein berechenbares Verhältnis zum Menschen.
Ein blosses Weiter-so könne es nicht mehr geben.
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