Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (02. April 2017)
 
Bulla Donalda platzt
 

   Der Frühling. Genau, Er ist da. Seine Ankunft wird dann registriert, wenn die sozialen Netzwerke platzen, weil zu viele Menschen ihre Eisbecher mit Vanilleeis und Sahne, ihre Cabrios, Krokusse und ihre blossgelegten bleichen Männerbeine, deren punktuelle Behaarung der Rasenqualität in den Vorgärten entspricht, dort hineinstopfen. Es drückt und pumpt, es spriesst und treibt, der Zweitaktqualm der Rasenmäher und Motorroller mischt sich mit dem verbrannten Fleisch auf den Gartengrills. Kinder ersehnen sich den Frühling, weil sie endlich wieder in den Schlaglöchern baden können, die der Winter in den schrundigen Asphalt gerissen hat.



   In das allgemeine Aufatmen und Anschwellen von Mensch und Natur mischt sich derzeit noch eine seltene, fast exotische Note. Es ist die Blasenbildung, die in einer solchen Vielgestaltigkeit, Farbigkeit und verschwenderischen Fülle in unseren Breiten selten geworden ist. Zunächst entleerte sich die Trump-Blase (Bulla Donalda). Eine Membrane aus Dünngeistigkeit und schlechter Laune hält dieses Gefäss normalerweise sicher zusammen. Jetzt aber, begünstigt durch das schwüle Reizklima über der amerikanischen Ostküste, zeigen sich Risse, dann Löcher, und schliesslich entliess dieser Kurzblütler seinen gesamten Inhalt. Rote überlange Krawatten krochen wie Schlingpflanzen über den Boden und strangulierten alles menschliche Leben. Schwarzgalle ergoss sich über das Land, gelbes Föhnunkraut legte sich wie ein abgenutzter Ikea-Teppich auf das Gemüt. Kurz glaubte der Mensch zu ersticken, dann war alles vorbei. Erfahrene Botaniker weisen aber darauf hin, dass Donalda mehrere Hundert Male neu auskeimen kann. Man müsse sich auf das Schlimmste gefasst machen.



   Wesentlich angenehmer zu handhaben ist die Schulz-Blase aus der Klasse der kraftmeierischen Trompetengewächse. Sie kündigt sich mit einer Ausbuchtung im Vorgarten an (der sogenannten Rasenglatze), die rasch aufwächst, alles Leben gleichmacherisch einebnet und mit ihren langfingrigen Kontaktstielen und den grossmäuligen Blütenkelchen, den sogenannten Würselen, bald zur Domina des Vorgartens aufsteigt. Allerdings platzt sie bei aufsteigenden Bodenfrost  und verschwindet dann wieder in einer Brüsseler Büro-Hydrokultur als Rasenglatze. Zwischen all dem Blubbern und Zischen, dem Knacken der Triebe platzten dann noch die üblichen Immo-, Bank-, Sport-, und Kunstblasen und wurden aber rasch weggekärchert.

   Der deutsche Garten hat sich also wieder in das jahreszeitübliche Tollhaus verwandelt. Die Politik ist alarmiert. Es mehren sich die Stimmen, die fordern, die Natur endgültig abzuschaffen. Sie sei einfach unzuverlässig und füge sich nicht in ein berechenbares Verhältnis zum Menschen. Ein blosses Weiter-so könne es nicht mehr geben.

 

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