In den Fenstern des Berliners
Verteidigungsministeriums gehen die Lichter nicht mehr aus.
Olivgrüne Rechenmaschinen rattern wie Maschinengewehre und speien
Salven von Tabellen aus, Wollsocken aus den Beständen des Winterhilfswerks,
Orden und Gulaschkanonen werden gemustert und gezählt. Mancher
Beamter, der jahrzehntelang in einem Flügel des Gebäudes die
grossen Schlachten der Kriegsgeschichte nachträumte, wurde wachgerüttelt.

Schuld
ist das Diktum einiger grau melierter Herren aus der USA, die
auf einer Konferenz in München drohend die Finger hoben und
mehr Geld für das Militär anmahnten. Zwei Prozent, hiess es,
müssten für Kriegsgerät ausgegeben werden, sonst ...Die Drohung
wirkte. Der Finanzminister wurde durch einen Trupp Fallschirmjäger
gezwungen, einen entsprechenden Erlass zu unterschreiben, dann
knallten in den Büros und Offizierskasinos Champagnerkorken,
feuerten Abteilungsleiter und Büroboten mit ihren Dienstwaffen
in die Luft.
Doch rasch verfinsterten
sich die Gesichter wieder. Zwei Prozent, das wären ja ... also
... Milliarden zum Ausgeben ... Doch wofür? Lange Unterhosen,
hiess es, seien knapp, und Leergutbehälter für die Bierflaschen
in den Kasernen. Alte Marinehausdegen träumten von einem Schlachtschiff
der Tirpitz-Klasse, das mit einem leichten Wink seiner Kanonen
Richtung Nordafrika das dortige Tollhaus befrieden würde. Dazu
Schiffstaufe, Tränenabschied der Zurückgebliebenen mit Kleinkindern
auf dem Arm. Ein Traum.

Erfahrene
Verteidigungsbürokraten wiesen darauf hin, dass man bereits
Fantastilliarden in ein startunfähiges Transportflugzeug und
einen Hubschrauber investiert habe, der seinen Verteidigungsauftrag
nur erfüllt, wenn er bis zum Rotor eingegraben wird. Auch das
Gewehr der Armee sei schick, funktioniere aber wie die Abgasreinigung
bei enem Euro-5-Diesel nur bei 17 bis 21 Grad Aussentemperatur,
gutem Zureden und abnehmendem Vollmond. Zunächst wurde deshalb
der Bau von mehreren Hundert Kriegerdenkmalen beschlossen -
ein Projekt mit berechenbaren Kosten, das die Streitkräfte auch
technisch im Griff haben könnten.
Es
hätte also eine schöne Woche werden können, wären da nicht die
dunklen Gerüchte aus dem inneren Zirkel einer aufstrebenden
Parei gedrungen. Man munkelte von einer grossen Säuberung, eine
Nacht der langen Messer stehe unmittelbar bevor - Codewort "Ernst
Röhm". Ein in Ungnade gefallener Funktionär gab zu, doppelzüngig
geredet, mit ausländischen Agenten zusammengearbeitet, Dienstreiseanträge
gefälscht und in der Kantine der Parteizentrale ein Dessert
extra genommen zu haben. Ob er liquidiert wird oder die Chance
erhält, sich zu bewähren, ist unklar. Dafür böte sich eines
der neuen Strafbataillone an, die jetzt aufgestellt werden.
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