Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (22. Januar 2017)
 
Zurück zur Natur
 

   Tage voller Frostattacken und Drohungen liegen hinter uns. Europa bibbert wie ein Mallorquiner beim Anblick einer Schneeflocke oder Cem Özdemir bei seiner Wahl zum Grünen-Chef.

   Die mittlere Dialogtemperatur zwischen Brüssel und Washington liegt mittlerweise bei 273 Grad Celsius unter Null, aber immerhin noch knapp über dem intellektuellen Niveau der neuesten "Dschungelcamp"-Staffel.



   Und während der frisch installierte Präsident Amerikas den hiesigen Autobauern mit der Aussicht auf Strafzölle und höheren Parkgebühren in der Tiefgarage des Trump-Tower eine Heidenangst einjagt, schaut der Deutsche hoffnungsvoll nach Berlin, wo die Grüne Woche begonnen hat. Das Sehnsuchtsmotto lautet: Vergesst das Automobil, den Brexit, den Trump! Zurück zur sanften Natur und den saftigen Messe-Häppchen!

   Doch wer glaubt, der deutsche Bauer habe die digitale Revolution im Rübenkeller verschlafen, irrt sich gewaltig. Der Begriff von der Landwirtschaft 4.0 macht die grosse Messe-Runde ... oder war es schon 5.0? 6.3167?

   Egal. Wohin man auch blickt, fahrerlose Traktoren, Saatdrohnen und einsame Smartphones, die von einer geeigneten Partnerin für die Zweisamkeit auf dem Land träumen. Alles wird optimiert und automatisiert. In Halle 3.2 jedenfalls begegnet man einer smarten Kuh, die sich klaglos selbst den Melkroboter ansetzt, die Wimpern nachzieht, per Chip und Sprachsteuerung (Bayerisch, Chinesisch) bei Bedarf 24 Stunden am Tag Milch pumpt und das Produkt persönlich und frisch zu den Kunden ausliefert.



   Leider steigt auch der Druck unter den fernreisenden Rindviechern. Die ständige Abwesenheit vom heimischen Stall, der Termindruck, Lactose-Intoleranzen, die Konkurrenz durch die billigen Hornochsen aus Osteuropa - all das führt zu stressbedingten Flatulenzen, die das Weltklima negativ beeinflussen. Wegen des Verdachts der Abgasmanipulation bei einer niedersächsischen zehneutrigen Vorzeigekuh wurde nun ein Verfahren eingeleitet. Gut möglich, dass Martin Winterkorn, Sarah Lombardi, der Verfassungsschutz oder Andrej Holm früher davon wussten, als sie angegeben haben.

   Apropos Stall: Wo es früher zum Himmel stank und der Mensch mit der Mistgabel im Schweisse seines Angesichts für Ordnung sorgte, verrichtet nun ein Stallmistroboter seinen Dienst. Nach getaner Arbeit verwandelt der digitale Knecht per Fingerwisch den Hof in einer derbe RTL-Kuppel-Show, mixt einen Veggie-Smoothie oder tröstet die frustrierte Bäuerin. Nach einem ekelhaften Ausfluss eines Parteimitglieds hat die AfD-Vorsitzende Frauke Petry gleich einen Prototypen des Roboters bestellt, um den eigenen Stall mal ordentlich auszumisten. Es ist allerdings fraglich, ob dafür ein einziges Gerät ausreicht.

 

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