Die Woche erfüllte ein tosendes
Rascheln, ein Schweratmen, Wühlen und Kratzen die Atmosphäre.
Es drang aus den Geschenkpapierbergen und mischte sich mit dem
Schluchzen jener Menschen, die das ersehnte Smartphone in der
falschen Farbe unter dem Gabentisch fanden oder den SUV beim
Auspacken mit der Schere verkratzten. In den bleichen Morgen
nach Heiligabend zogen Karawanen zu den berstenden Altpapiercontainern.
Das Papier wurde gesammelt und Bedürftigen zugeführt, beispielsweise
in Griechenland, wo damit die Wohnzimmer beheizt oder staatliche
Schuldscheine gedruckt wurden. Auf einigen Dokumenten finden
sich noch Kritzeleien "... lieber Schatz ... ganz doll
... wie jedes Jahr ... Socken ... hoffe, es gefällt ... wenn
nicht ... Umtausch ... Bussi."

Weihnachten
wurde also mit der grösstmöglichen Routine begangen, was in
diesen unruhigen Zeiten kein Fehler ist. Emotional beladen war
das Fest dennoch. Diejenigen, die noch mit Popmusik gross geworden
sind, als sie nicht aus dem Netz gesaugt, sondern mit Erspartem
gekauft und als Tonträger nach Hause getragen wurde, zitterten
sich jeden Morgen in den Tag und stellten die bange Frage, wer
als Nächster die irdische Bühne verliesse.
In
einer ersten Bilanz zeigten sich Politiker und Kirchen dennoch
zufrieden. Blindwütiger Konsum habe das Bruttosozialprodukt
um mehrere Hundert Billionen Euro gesteigert. Der grimmige Finanzminister
kündigte an, die Überschüsse sollten an die Verbraucher wieder
ausgeschüttet werden. Er warnte aber vor Euphorie - schliesslich
würden die meisten Weihnachtsgeschenke erst im März kaputtgehen,
was danach eine neue Konsumwelle auslöse. Bis dahin seien Stützungskäufe
der EZB für den post-weihnachtlich geschundenen Einzelhandel
nötig. Dazu gehört eine Nord-Süd-Trasse für Carrera-Autos, die
allerdings auf Drängen Bayerns bis Oberfranken unterirdisch
verlegt wird.

Ansonsten
traf man die Vorbereitungen für den Übergang ins neue Jahr.
Die Kirche folgte dabei der alten Losung "Bort für Böller"
und verteilte ihr ungesäuertes Silvesterbrot mit Fernzündung,
das ein minutenlanges gleissendes Weizenflimmern zeigt, begleitet
von Schrot-und-Korn-Getöse und einem Bukett aus mildtätigem
Glitzerteig. Die Deutschen werden also wieder in einer pragmatischen
Mischung aus Zuversicht, Melancholie und Trotz ins neue Jahr
stolpern und sich weder von Salafisten noch von Abteilungsleitern,
Pisa-Studien und Kreisverkehren aus der Ruhe bringen lassen.
Sie werden das Jahr 2017 auspacken, es kritisch mustern und
in die Zimmerecke stellen. Bis März kann man es noch umtauschen
- indes: Man weiss nie, was man als Ersatz bekommt.
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