Die Jahre kommen und gehen
wie die Weihnachtssterne im Supermarkt. Es zwickt im Rücken,
die Tränensäcke hängen bis zum Kinn. Das Wesen im Badezimmerspiegel
ähnelt einem depressiven Nacktmull. In der Dusche verstopft
jeden Morgen etwas Struppiges, Fellartiges den Ablauf. Es ist
allerdings kein heimisches Nagetier, das nach dem letzten Brief
der Rentenversicherung freiwillig aus dem Leben schied, sondern
der eigene Haarschopf, der leise Lebewohl sagt.

Und
just in dem Augenblick, als man beim Gurgeln den letzten kariösen
Schneidezahn verschluckt, kommt die Bundesarbeitsministerin
mit einem neuen Rentenplan um die Ecke. Die SPD-Politikerin
plant einen fetten Zuschlag für Geringverdiener, die Jahrzehnte,
womöglich Jahrhunderte lang sinnlos in die inkontinente Rentenkasse
eingezahlt haben. Die Altersbezüge dieser Gruppe sollen auf
ein Niveau angehoben werden, das zehn Prozent über der Grundsicherung
eines durchschnittlichen Monatslohnlohns in der Zentralafrikanischen
Republik liegt. Eine frohe Botschaft.
Doch
es mehren sich die Zweifel, ob die Grosse Altkoalition ihrer
eigenen Rentenpolitik vertraut. Sigmar Gabriel zum Beispiel.
Der berufsjugendliche Vizekanzler ist wieder schwanger, neuerdings
mit Martin Schulz, das haben wahlplakatgrosse Ultraschallbilder
im Willy-Brandt-Haus gezeigt. In vielen Entwicklungsländern
und Volksparteien, wo Verhütungsmittel und schlüssige Rentenkonzepte
unbekannt sind, werden Kinder als Alterssicherung angesehen,
da bildet die Berliner Republik keine Ausnahme. Je mehr Racker
auf dem Acker, desto besser.
Gabriel
plant bis zum Ende der Legislaturperiode noch mindestens eine
Scheinschwangerschaft mit einem potenziellen minderqualifizierten
Nachfolger ein. Hauptsache gesund, lautet Papis Devise.

Überhaupt
setzen die Sozialdemokraten auf traditionelle Konzepte, wenn
es um die Vermeidung von Altersarmut geht. Neben einer Steigerung
der Fruchtbarkeitsrate sind Nebeneinkünfte ein probates Mittel,
den Lebenstandard im Alter zu halten. Während viele künftige
Rentner in diesem Land stupiden Feierabendjobs nachgehen, in
Discountern Gemüse sortieren, Enkel in Ikea-Bällebädern aussetzen
oder in den Medien massenweise als miese Donald-Trump-Parodien
auftreten, gehen andere lukrativeren Geschäften nach. Laut ZDF-Recherchen
bietet seit Kurzem ein Escort-Service namens "Vorwärts"
erfahrene Salonbolschewisten für Liebesdienste bei Lobbyisten
jeglicher Neigung an.
Keine Frage,
eine Reform muss her. Aus Verzweiflung über die spätrömische
Dekadenz bei der SPD hat Angela Merkel beschlossen, bis zum
Lebensende Kanzlerin zu bleiben, frei nach dem Motto: Keine
Rente ist auch eine Alternative.
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