Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (27. November 2016)
 
Rente gut, alles gut
 

   Die Jahre kommen und gehen wie die Weihnachtssterne im Supermarkt. Es zwickt im Rücken, die Tränensäcke hängen bis zum Kinn. Das Wesen im Badezimmerspiegel ähnelt einem depressiven Nacktmull. In der Dusche verstopft jeden Morgen etwas Struppiges, Fellartiges den Ablauf. Es ist allerdings kein heimisches Nagetier, das nach dem letzten Brief der Rentenversicherung freiwillig aus dem Leben schied, sondern der eigene Haarschopf, der leise Lebewohl sagt.



   Und just in dem Augenblick, als man beim Gurgeln den letzten kariösen Schneidezahn verschluckt, kommt die Bundesarbeitsministerin mit einem neuen Rentenplan um die Ecke. Die SPD-Politikerin plant einen fetten Zuschlag für Geringverdiener, die Jahrzehnte, womöglich Jahrhunderte lang sinnlos in die inkontinente Rentenkasse eingezahlt haben. Die Altersbezüge dieser Gruppe sollen auf ein Niveau angehoben werden, das zehn Prozent über der Grundsicherung eines durchschnittlichen Monatslohnlohns in der Zentralafrikanischen Republik liegt. Eine frohe Botschaft.

   Doch es mehren sich die Zweifel, ob die Grosse Altkoalition ihrer eigenen Rentenpolitik vertraut. Sigmar Gabriel zum Beispiel. Der berufsjugendliche Vizekanzler ist wieder schwanger, neuerdings mit Martin Schulz, das haben wahlplakatgrosse Ultraschallbilder im Willy-Brandt-Haus gezeigt. In vielen Entwicklungsländern und Volksparteien, wo Verhütungsmittel und schlüssige Rentenkonzepte unbekannt sind, werden Kinder als Alterssicherung angesehen, da bildet die Berliner Republik keine Ausnahme. Je mehr Racker auf dem Acker, desto besser.

   Gabriel plant bis zum Ende der Legislaturperiode noch mindestens eine Scheinschwangerschaft mit einem potenziellen minderqualifizierten Nachfolger ein. Hauptsache gesund, lautet Papis Devise.



   Überhaupt setzen die Sozialdemokraten auf traditionelle Konzepte, wenn es um die Vermeidung von Altersarmut geht. Neben einer Steigerung der Fruchtbarkeitsrate sind Nebeneinkünfte ein probates Mittel, den Lebenstandard im Alter zu halten. Während viele künftige Rentner in diesem Land stupiden Feierabendjobs nachgehen, in Discountern Gemüse sortieren, Enkel in Ikea-Bällebädern aussetzen oder in den Medien massenweise als miese Donald-Trump-Parodien auftreten, gehen andere lukrativeren Geschäften nach. Laut ZDF-Recherchen bietet seit Kurzem ein Escort-Service namens "Vorwärts" erfahrene Salonbolschewisten für Liebesdienste bei Lobbyisten jeglicher Neigung an.

   Keine Frage, eine Reform muss her. Aus Verzweiflung über die spätrömische Dekadenz bei der SPD hat Angela Merkel beschlossen, bis zum Lebensende Kanzlerin zu bleiben, frei nach dem Motto: Keine Rente ist auch eine Alternative.

 

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