Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (20. November 2016)
 
Hinterher ist man lauer
 

   39 Prozent der Deutschen wollen nicht mehr in die USA reisen, Wegen Donald Trump. Das hat eine Umfrage im Auftrag des Bewertungsportals Holidaycheck ergeben. 39 Prozent klingt viel, ist aber wenig im Vergleich zum Juni. Damals wollten sogar noch 49 Prozent der Befragten nicht mehr in Amerika Urlaub machen, wenn dieser blöde Trump die Wahl gewinnt. Und nun der schöne Satz von Holidaycheck dazu: "Der Vergleich beider Umfragen zeigt, dass eine hypothetische Präsidentschaft Trumps für mehr Befragte ein Hinderungsgrund für eine USA-Reise war als die tatsächliche."



   Ja, hypothetisch sind wir alle Helden. Man kann dem Ami ja auch wirklich mal drohen, dass man nicht mehr vorbeikommt, wenn er nicht anständig wählt. Bringen tut es allerdings nichts, und in der Hitze des Gefechts kündigt mancher auch Dinge an, an die er sich später nicht mehr erinnert. Das gilt genauso für den deutschen Urlauber wie auch genauso wie für Trump. Was er nach seinem Wahlsieg bislang sagte, war doch eher lauwarm im Vergleich zu seinen Wahlkampfsprüchen. Hinterher ist man halt immer lauer.

   Politisch koerrektes Reisen ist so eine Sache. Man kann es dabei nie allen recht machen, und ökologisch betrachtet bleibt man am besten sowieso zuhause. Ausserdem gibt es Zwänge. Ich zum Beispiel bin mit einer Ungarin verheiratet, und unsere Tochter macht gerade ein Auslandsjahr in Texas.

  Soll ich jetzt nicht mehr zum Schwiegervater in die Puszta reisen, nur weil der Ungar im Allgemeinen etwas allergisch auf muselmanische Einwanderer reagiert? Wenn sie in Ostungarn vor allem vom Tourismus leben würden, dann liesse ich mit mir ja noch darüber reden. Aber dort liegt ökonomisch der Hund begraben, da leben sie - ja, wovon eigentlich? Von EU-Subventionen, denke ich mal. Auf Feldern wachsen irgendwelche nutzlosen Zierpflanzen, damit es bei etwaigen Kontrollflügen von oben eben geschäftig aussieht und es Agrarsubventionen gibt. Darum sollten sich die politisch Korrekten mal kümmern, bevor sie mir den Ungarn-Urlaub streichen.



  Und Texas? Ja, die Gastfamilie meiner Tochter hat Trump gewählt. Keine Ahnung wieso, aber das sind, soweit wir das beurteilen können, sehr nette Leute. Meiner Tochter gefällt es dort. Soll ich sie jetzt zum Verlassen des Landes auffordern?

   Nächtes Jahr in den Pfingstferien wollen wir rüberfliegen, meine Tochter abholen und noch ein bisschen Urlaub dort machen. Wenn uns Trump reinlässt und Deutschland rauslässt. Wollen wir mal hoffen, dass sich bis dahin die Gemüter beruhigt haben. In der politischen Diskussion neigen die Menschen leider immer mehr zum Extremen. Heiss oder kalt? Ich als Schwabe bin mehr für lau.

 

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