Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (13. November 2016)
 
Jetzt hilft nur noch Hysterie
 

   Es muss am Mittwochsmorgen 8 Uhr Mitteleuropäischer Zeit gewesen sein, als ein Freudenschrei durchs Land ging. Der Schrei war von St. Peter-Ording bis Garmisch zu hören, weil der Berufsverkehr ins Stocken geraten war und bundesweit entsetztes Schweigen herrschte. Es war das Schweigen ehrlichen Bürgern, die den Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahlen nicht verstehen konnten.

   Der Freudenschrei kam nicht aus der Kehle eines widerwärtigen Trumpisten (einem solchen würden wir hier kein Podium bieten), sondern von einem Kerl, der sich daran erinnerte, was die Popsängerin Cher vor einem Jahr in Bezug auf Donald Trump getwittert hatte: "Wenn er gewählt werden sollte, ziehe ich auf den Jupiter."

   Der einsame Schreier, kein ausgesprochener Fan der vielgelifteten Pop-Ikone, war trotz aller Freude hin- und hergerissen. Er hoffte, dass Cher ihr Wahlversprechen einlösen möge, es der Republikaner Trump jedoch mit seinen nicht so genau nehmen werde.



   Was in diesen bitteren Zeiten hilft, sind Humor und Hysterie. In Hysterie waren wir schon immer gut - und die lassen wir uns auch nicht von jenen Zeitgenossen ausreden, die sagen: "Abwarten und Budweiser trinken. Womöglich ist der vom Wahlkampfmodus befreite Trump gar kein so wüster Zündler, wie er stets zu beweisen versuchte."

   Aber auch in Sachen Humor scheinen wir auf einem guten Weg zu sein. Als ich diese Zeilen schreibe, erreicht mich via Whatsapp folgende Frage: "Was grenzt an Dummheit?" Die Antwort folgt Sekunden später: "Mexiko und Kanada." Okay, das geht noch besser, aber der Anfang ist gemacht.

   Ganz gleich, welche Pirouetten  die Weltwirtschaft drehen wird, die Perückenmacher dürfen sich die Hände reiben. Falls ihnen das Material ausgehen sollte, wenden sie sich am besten an sämtliche Demoskopen, die sich angesichts des Wahlausgangs die Haare raufen - völlig zu Unrecht. Was kann die Vorhersageindustrie dafür, wenn sich der gemeine Wähler einen Dreck darum schert, was die Umfragen vorhersagen. Aber das vergessen wir gleich wieder - bis zur nächsten Wahl.



   Männliche Blondschöpfe, die sich eines vollen Haupthaars erfreuen, können sich meines Mitgefühls sicher sein. Falls es sie interessiert, was ihnen bevorsteht, mögen sie sich an allen echten und unechten Blondinen wenden. Die können ihnen sagen, was es heisst, als Witzfigur durchs Land zu stöckeln.

   Ps.: Wenige Stunden bevor die ersten Wahllokale öffneten, rief Mister "Born in the USA" Bruce Springsteen die Menschen auf, zur Wahl zu gehen und ihre Stimme Hillary Clinton zu geben. Was ist das für ein Land, in dem Leute nicht auf ihren Boss hören? Jedenfalls nicht das Amerika von uns Deutschen.

 

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