Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (06. November 2016)
 
Überbackene Schlitzaugen
 

   Einer der höchsten Feiertage des zu Ende gehenden Jahres, das sogenannte Halloweenfest, lockte diese Woche wieder hunderttausende Gläubige ins Freie. Farbenprächtige Umzüge zogen durch die Gassen, uralte Kirchenlieder wie "Herr, gib mir Süsses oder Saures" wurden gesungen und Eier geopfert, indem man sie gegen eine Hauswand warf. An Halloween danken die Gläubigen ihren Eltern, die auf jede Erziehung zur Bescheidenheit, Genügsamkeit oder Höflichkeit verzichtet haben. Sie danken dem Nebel, der ihre Fratzen noch unheimlicher macht, und der Firma Haribo, die aus Zucker, Glukose, Wasser und Gelatine jene Gummiklumpen herstellt, die unter Speicheleinfluss ihr Volumen verdreifachen und damit der wundersamen Brotvermehrung in nichts nachstehen.



   Europa ist bei dieser Vermählung von Tradition, Genuss und Okkultismus ganz bei sich. Das mussten zuletzt auch die Kanadier erfahren, die in kühler Rationalität ein Freihandelsabkommen mit dem alten Kontinent aushandeln wollten und sich an den Riten der dortigen Volksstämme die Zähne ausbissen. Nach zähem Ringen, bei dem die kanadische Verhandlungsführerin eine Nagelfeile in das linke Auge der EU-Haushaltskommisarin stiess, der belgische Regierungschef wiederum seinem unbotmässigen Regionalminister die Brille herunterriss und dann aufass, und in der Nato-Zentrale der alte Schlieffenplan herausgeholt wurde, der einen raschen Angriff auf Lüttich vorsah, war dann alles wieder gut.

   Die Wallonie, eine Region, von der man nie zuvor etwas Nennenswertes vernommen hatte, erhält nun die Privilegien eines karibischen Königsreichs. Sie darf ihre Modules Frites, also die Lagerung von Miesmuscheln auf frittierten Kartoffelbrocken, als Kulturgut schützen lassen. Kalbsnieren auf Lütticher Art müssen in den Brüsseler Kantinen einmal die Woche serviert werden und wer will, kann an Feiertagen in Wallonien seine Unterhose aussen tragen. Das alles steht in einem Vertrag, der 13 000 Seiten hat und dessen Druck so viel Energie verbrauchte, dass in Belgien die Autobahnbeleuchtung ausgeknipst werden musste.



   Nur ein deutscher EU-Kommisar störte das Idyll. Er bohrte seine Hakennase in den weichen Unterleib der belgischen Widerstandsregion und nuschelte etwas von menstruierenden Schlitzaugen, homosexuellen Kommunisten und generisierten Mannsweibern, die das alte Europa in ein Tollhaus verwandelten. Später entschuldigte er seine Äusserungen mit Schlafdefizit. Immer öfter tauchte an seinem Bett nachts ein ausgehöhlter Kürbis mit den Gesichtszügen von Martin Schulz auf, der Süsses oder Saures verlangte. Zudem habe er nicht gewusst, dass in Belgien Schlitzaugen traditionell mit Kochschinken umwickelt und überbacken werden. Nach Kanada darf man sie aber in diesem Zustand nicht mehr exportieren.

 

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