Einer der höchsten Feiertage
des zu Ende gehenden Jahres, das sogenannte Halloweenfest, lockte
diese Woche wieder hunderttausende Gläubige ins Freie. Farbenprächtige
Umzüge zogen durch die Gassen, uralte Kirchenlieder wie "Herr,
gib mir Süsses oder Saures" wurden gesungen und Eier geopfert,
indem man sie gegen eine Hauswand warf. An Halloween danken
die Gläubigen ihren Eltern, die auf jede Erziehung zur Bescheidenheit,
Genügsamkeit oder Höflichkeit verzichtet haben. Sie danken dem
Nebel, der ihre Fratzen noch unheimlicher macht, und der Firma
Haribo, die aus Zucker, Glukose, Wasser und Gelatine jene Gummiklumpen
herstellt, die unter Speicheleinfluss ihr Volumen verdreifachen
und damit der wundersamen Brotvermehrung in nichts nachstehen.

Europa
ist bei dieser Vermählung von Tradition, Genuss und Okkultismus
ganz bei sich. Das mussten zuletzt auch die Kanadier erfahren,
die in kühler Rationalität ein Freihandelsabkommen mit dem alten
Kontinent aushandeln wollten und sich an den Riten der dortigen
Volksstämme die Zähne ausbissen. Nach zähem Ringen, bei dem
die kanadische Verhandlungsführerin eine Nagelfeile in das linke
Auge der EU-Haushaltskommisarin stiess, der belgische Regierungschef
wiederum seinem unbotmässigen Regionalminister die Brille herunterriss
und dann aufass, und in der Nato-Zentrale der alte Schlieffenplan
herausgeholt wurde, der einen raschen Angriff auf Lüttich vorsah,
war dann alles wieder gut.
Die Wallonie,
eine Region, von der man nie zuvor etwas Nennenswertes vernommen
hatte, erhält nun die Privilegien eines karibischen Königsreichs.
Sie darf ihre Modules Frites, also die Lagerung von Miesmuscheln
auf frittierten Kartoffelbrocken, als Kulturgut schützen lassen.
Kalbsnieren auf Lütticher Art müssen in den Brüsseler Kantinen
einmal die Woche serviert werden und wer will, kann an Feiertagen
in Wallonien seine Unterhose aussen tragen. Das alles steht
in einem Vertrag, der 13 000 Seiten hat und dessen Druck so
viel Energie verbrauchte, dass in Belgien die Autobahnbeleuchtung
ausgeknipst werden musste.

Nur
ein deutscher EU-Kommisar störte das Idyll. Er bohrte seine
Hakennase in den weichen Unterleib der belgischen Widerstandsregion
und nuschelte etwas von menstruierenden Schlitzaugen, homosexuellen
Kommunisten und generisierten Mannsweibern, die das alte Europa
in ein Tollhaus verwandelten. Später entschuldigte er seine
Äusserungen mit Schlafdefizit. Immer öfter tauchte an seinem
Bett nachts ein ausgehöhlter Kürbis mit den Gesichtszügen von
Martin Schulz auf, der Süsses oder Saures verlangte. Zudem habe
er nicht gewusst, dass in Belgien Schlitzaugen traditionell
mit Kochschinken umwickelt und überbacken werden. Nach Kanada
darf man sie aber in diesem Zustand nicht mehr exportieren.
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