Haben Sie schon einen dieser
Horrorclowns gesehen? Also leibhaftig. Fratzen, die Ihnen in
Zeitungen, im Fernsehen oder auf Internetseiten begegnet sind,
gelten nicht. Mir ist noch keiner untergekommen. Bin auch ganz
froh, ich bin von Haus aus schreckhaft.
Ausserdem
mag ich keine Clowns, die guten genauso wenig wie die bösen.
Typen, die ihr Gesicht hinter einer Maske verstecken, sind mir
suspekt, wie Frauen, die zu dick Makeup aufgetragen haben. Oder
singende Pandas. Über Clowns wie den ungeschminkten US-Komiker
Peter Shub kann ich herzhaft lachen. Der braucht nur einen Mantel,
eine Mütze, eine imaginäre Hundeleine. Darüber lache ich mich
tot. Lieber sterbe ich so als vor Schreck.

Bis
vor kurzem hielt ich das Phänomen der bösen Clownsfratzen für
ein Internetgespinst. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass
ein Hirnfurz aus dem Internet in der Wirklichkeit Nachahmer
findet. Überall zerreissen sich die Menschen das Maul über die
Clownseuche. Womöglich reden wir sie so erst herbei. Würde zu
uns passen, vermutlich nennen uns die Briten und die Amis deshalb
Krauts. Uns krauts vor nix.
Ausserdem
fürchte ich, dass die Furcht vor Horrorclowns folgenden Effekt
haben könnte: Wenn die Menschen allesamt mit angstverzerrten
Gesichtern durch die Gegend rennen, glauben sie irgendwann,
nur noch von Horrorclowns umgeben zu sein.
Schauen
wir lieber in unverkrampfte Gesichter und konzentrieren uns
auf ungeschminkte Wahrheiten. Ich erzähle jetzt mal eine Geschichte
vom Krieg, also von ganz früher. Es mag ein Vierteljahrhundert
her sein, dass ich den im Sommer verstorbenen österreichischen
Karikaturisten Manfred Deix interviewen durfte. Der Künstler
hatte eine Ausstellung in Heilbronn. Warum in Heilbronn und
nicht in Wuppertal, ich weiss es nicht mehr. Die Laudatio sprach
ein gewisser Oskar Lafontaine, damals SPD-Mitglied und Ministerpräsident
des Saarlands. Ein Mann im Anzug, der sich als Deix' Manager
vorstellte, wollte nicht zu dem trinkenden Kettenraucher Dix
passen. Er sei auch Manager von Falco, sagte er. Das kam schon
eher hin.

Ich
war mit zwei Schulfreunden angereist, allesamt waren wir Fans
der brutalen Deix'chen Bilder. Wir fragten Deix, warum er die
Menschen so hässlich zeichnete. Deiy sagte: "Schaut's euch
doch mal an. Ihr schaut's doch au net besser aus." Deix
hatte recht. Seither sehe ich uns mit anderen Augen.
Damit
wäre ich mit meinem Clownslatein am Ende. Hätte ich nicht noch
ein paar Zeilen, wäre Ihnen der folgende Kalauer erspart geblieben.
Ein Kaufhausdetektiv beobachtet einen Clown, wie der gerade
etwas in seiner weiten Clownshose verschwinden lässt. Er fragt:
"Was tun Sie da gerade?" - "Klaun."
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