In letzter Zeit entdecke
ich an meinem rechten Handrücken öfter kleine Schnittwunden.
Nichts schlimmes, aber sehr unschön. Die Schnittwunden haben
was mit der Art zu tun, wie ich organisiert bin. Nämlich schlecht.
Aber das wollte ich eigentlich gar nicht erzählen.
Diese
Woche sind interessante Dinge passiert. Von denen will ich erzählen.
Ich muss nur kurz die Zeitungsschnipsel suchen, die ich in meiner
Hosentasche habe. Ich reisse mir nämlich interessante Artikel
aus der Zeitung - auf dem Weg zur Arbeit. Sie sollten dann die
anderen Fahrgäste in der Strassenbahn sehen. Die schauen erstaunt
von ihren Handis auf, wenn ich Ritschratsch mache. In der digitalen
Welt bin ich ein analoges Fossil.

Das
Problem ist, dass meine Aktentasche sehr gross ist. Sie hat
in etwa die Ausmasse von 30 gestapelten Langspielplatten. Kennt
die überhaupt noch jemand, Langspielplatten?
In
meiner Aktentasche sind viele Dinge drin, die man immer mal
brauchen kann. Was zu trinken, Kaugummis, einen Geldbeutel und
mindestens ein Buch. Manchmal auch einen Regenschirm. Und Zeitungen
natürlich. Habe ich etwas vergessen? Ich schau mal nach.
Ich
krame sehr viel in meiner Aktentasche. Wenn Sie mal jemanden
sehen, der an der Haltestelle in die Hocke geht und in seiner
Aktentasche kramt - das bin bestimmt ich! Frauen verbringen
angeblich allein 76 Tage im Jahr damit, in ihrer Handtasche
zu kramen. Das kann ich gut verstehen. Was das Kramen in Handtaschen
angeht, bin ich mitwühlend.
Oft
krame ich auch in meinen Hosentaschen. Ich glaube, dass daher
die Schnittwunden an meinen Handrücken herkommen. Meine Frau
zwingt mich immer, Jeans zu kaufen, die scharf geschnitten sind.
Ich hätte lieber welche mit viel mehr Platz drinnen und vor
allem mit ausgebeulten Hosentaschen. Aber wenn man verheiratet
ist, kann man zu seiner Frau nicht einfach sagen, kümmere dich
um deinen Kram.

Experten
behaupten, Kramen mache Stress. Man suche was und finde es nicht,
und das treibe den Blutdruck hoch. Ich halte das für Blödsinn.
Kramen entspannt. Man darf sich nur nicht unter Druck setzen
lassen. Ich weiss zum Beispiel, dass all diese Zeitungsschnipsel
in meiner Tasche sind. Da geht nichts verloren, ich brauche
nur etwas Geduld.
Man muss das Kramen
in einer Aktentasche als Entdeckungsreise betrachten. Unglaublich,
was man da so alles findet.
Warum hebe
ich eigentlich diese ganzen Quittungen auf? Von der Apotheke,
vom Supermarkt, von der Tankstelle. Wenn man so ins Dunkle wühlt,
fühlen die sich wie die Zeitungsartikel an, die ich suche. Wie
bitte? Wann nun endlich die Dinge der Woche kommen? Moment,
ich hab's gleich.
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