Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (23. Oktober 2016)
 
Hundert Kram - geschnitten bitte!
 

   In letzter Zeit entdecke ich an meinem rechten Handrücken öfter kleine Schnittwunden. Nichts schlimmes, aber sehr unschön. Die Schnittwunden haben was mit der Art zu tun, wie ich organisiert bin. Nämlich schlecht. Aber das wollte ich eigentlich gar nicht erzählen.

   Diese Woche sind interessante Dinge passiert. Von denen will ich erzählen. Ich muss nur kurz die Zeitungsschnipsel suchen, die ich in meiner Hosentasche habe. Ich reisse mir nämlich interessante Artikel aus der Zeitung - auf dem Weg zur Arbeit. Sie sollten dann die anderen Fahrgäste in der Strassenbahn sehen. Die schauen erstaunt von ihren Handis auf, wenn ich Ritschratsch mache. In der digitalen Welt bin ich ein analoges Fossil.



   Das Problem ist, dass meine Aktentasche sehr gross ist. Sie hat in etwa die Ausmasse von 30 gestapelten Langspielplatten. Kennt die überhaupt noch jemand, Langspielplatten?

   In meiner Aktentasche sind viele Dinge drin, die man immer mal brauchen kann. Was zu trinken, Kaugummis, einen Geldbeutel und mindestens ein Buch. Manchmal auch einen Regenschirm. Und Zeitungen natürlich. Habe ich etwas vergessen? Ich schau mal nach.

   Ich krame sehr viel in meiner Aktentasche. Wenn Sie mal jemanden sehen, der an der Haltestelle in die Hocke geht und in seiner Aktentasche kramt - das bin bestimmt ich! Frauen verbringen angeblich allein 76 Tage im Jahr damit, in ihrer Handtasche zu kramen. Das kann ich gut verstehen. Was das Kramen in Handtaschen angeht, bin ich mitwühlend.

    Oft krame ich auch in meinen Hosentaschen. Ich glaube, dass daher die Schnittwunden an meinen Handrücken herkommen. Meine Frau zwingt mich immer, Jeans zu kaufen, die scharf geschnitten sind. Ich hätte lieber welche mit viel mehr Platz drinnen und vor allem mit ausgebeulten Hosentaschen. Aber wenn man verheiratet ist, kann man zu seiner Frau nicht einfach sagen, kümmere dich um deinen Kram.



   Experten behaupten, Kramen mache Stress. Man suche was und finde es nicht, und das treibe den Blutdruck hoch. Ich halte das für Blödsinn. Kramen entspannt. Man darf sich nur nicht unter Druck setzen lassen. Ich weiss zum Beispiel, dass all diese Zeitungsschnipsel in meiner Tasche sind. Da geht nichts verloren, ich brauche nur etwas Geduld.

   Man muss das Kramen in einer Aktentasche als Entdeckungsreise betrachten. Unglaublich, was man da so alles findet.

   Warum hebe ich eigentlich diese ganzen Quittungen auf? Von der Apotheke, vom Supermarkt, von der Tankstelle. Wenn man so ins Dunkle wühlt, fühlen die sich wie die Zeitungsartikel an, die ich suche. Wie bitte? Wann nun endlich die Dinge der Woche kommen? Moment, ich hab's gleich.

 

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