Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (02. Oktober 2016)
 
Berliner Allerlei
 

   Die Blätter fallen, die Sonnenpfeile sind stumpfer als altes Stroh, Laubbläser wanken wie marodierende Zechbrüder von Haus zu Haus. Überall gierige Wespen, erregte Funktionsjacken, rutschende Polyesterdirndl aus China, summt und knistert und reibt es ohne Unterlass.

   Es müffelt nach verschüttendem Gerstensaft, gefallenen Früchtchen - nach Abschied. Kurzum: Der Herbst ist da. Und mit der nahenden dunklen Jahreszeitsteigt die Lust auf wärmende Suppen und kraftspendene Eintöpfe, gerade auch in der Politik, wo man die Nase voll hat mit elitären Konferenzhäppchen und sich nach populistischen Gerichten sehnt. Doch welche Rezepte liegen überhaupt im Trend?



   Frisch aus dem Kochstudio der SPD kommt ein langerwarteter Gaumenschmeichler: Der cremig-schmierige Rotkohlgrünkernschmurgeltopf, garniert mit mitteldeutschem Edelsüsspaprika. Chefkoch Sigmar Gabriel liebt es bekanntlich, sein eigenes Süppchen zu kochen. Die Zutaten sind günstig in der Anschaffung, bestehen zum grossen Teil aus Arme-Leute-Discounter-Geblubber und welken Gemüseresten aus bürgerlichen Schrebergärten, welches er rund um die Urnen der letzten Landtagswahlen einsammelt.

   Zwei Esslöffel ausgelaufenes Heizöl aus dem Keller des Willy-Brandt-Hauses in einem Koalitionstopf erhitzen, Kreuzberger Bio-Schalotten, Merkels Flüchtlingspolitik und die Erinnerungen an die Agenda zwanzig-zehn darin glasig dünsten. Rötlich schimmerndes Basiskraut, Grünzeug und alteisenhaltige Ostschoten eine halbe Legislaturperiode bei Mittelschichtstemperatur garen. Mit Maggi und Ceta gut würzen. Linksherum umrühren. Aufgiessen, aufkochen, lüften (Flatulenzen).



   Eine kalorienreiche Alternative zru farbenfrohen Gemüsepampe aus der SPD-Kantine ist der pikante Chili-Eintopf mit ranzigen Altherrenwitzen und schlappen Kochwürstchen aus dem Hause CDU. Das Rezept des Genralkesselschwingers Peter Tauber ist ein dampfendes Schmankerl für eiskalte Männerabende, liest sich amüsant wie der Winter-Mobbingfahrplan im Main-Taunus-Kreis oder der semi-erotischen Memoiren von Rainer Brüderle.

   Man verwende für die Zubereitung einen testosterongesättigten Sud aus knusprigen Abhörprotokollen, frittierten Nasenhaaren von CDU-Landräten, getrockeneten Zigarrenstummeln aus der Bonner Republik, jungem, karrieristischem Unionsgemüse und mächtigen Fleischbatzen, die man an einem Provinzstammtisch klein hackt. Der Eintopf ist fix und fertig, wenn die Fettkringel auf der Suppe so gross sind wie die Augenringe der Kanzlerin und mindestens eine Frauenrechtlerin in Berlin "Sexismus" kreischt. Superheiss servieren! Und, guten Appetit!

 

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