Dies sind die Tage, da unsere
letzten Kurzzeitauswanderer wieder an ihren Arbeitsplätzen aufschlagen,
vorzugsweise in weisses Tuch gehüllt, damit ihre Urlaubsbräune
auch voll und ganz zur Geltung kommt. Die Guten unter uns werden
die Spätheimkehrer zu ihrem Teint beglückwünschen und sich erkundigen,
ob das Essen so gut wie daheim war. Die Böswilligen aber werden
fragen: "Und, schlechtes Wetter gehabt?" - und ihr
bleiches Wunder erleben. In Sekundenschnelle ist die Urlaubsbräune
des Kurzzeitauswanderers verflogen.

Fair
wäre das nicht. Damit die Spätheimkehrer, die sich über Wochen
vom deutschen Weltgeschehen ab- und der Sonne zugewandt haben,
hätten viel eher unsere Unterstützung verdient. Stichwort Integration.
Wir könnten ihnen beispielsweise eröffnen, dass im von der Spätsommersonne
verwöhnten Deutschland kein Mensch sich über Lichtschutzfaktor
von Sonnenschutzcremes den Kopf zerbrach, aber dafür die Vollverhüllung
von Frauen muslimischen Glaubens die Gemüter erhitzte, weshalb
Plasberg und Co auch der Gesprächsstoff ausging. Auch sollten
wir keinesfalls unterschlagen, dass ein weiterer Schleier um
die Nebeneinkünfte eines Fussballkaisers gelüftet wurde und
verdiente Vereinsmeier mit Erstaunen zur Kenntnis nahmen, dass
das Ehrenamt bei uns eine durchaus einträgliche Tätigkeit sein
kann.
Bei hohen Beträgen geraten Relationen
gern aus dem Lot, und deshalb könnten wir den Spätheimkehrern
erklären, dass für die 30 Millionen Euro, für die in Stuttgart
das legendäre Mineralbad Berg in den kommenden Jahren aufgemöbelt
werden soll, besagter Fussballkaiser sechs (!) Fussballmeisterschaften
ins Land geholt hätte, also der Mann im Grunde eine Art Schnäppchenbotschafter
sei.

Was
sonst noch daheim in der Heimat geschah? Eigentlich nicht viel,
so dass wir feixend zu unseren österreichischen Nachbarn hinüberschauen
könnten, wo eine anstehende Präsidentenwahl fehlerhaften Briefumschlägen
auf den Leim ging. Genau genommen war so wenig los in diesem
Sommer, dass man eigentlich locker seiner Heimat hätte den Rücken
zuwenden können.
Völlig unberührt vom
Weltenlauf fährt ein einsamer Radler eine von der Morgensonne
beschienene Kreisstrasse entlang. Seine Tritte sind entspannt,
sein Pulsschlag gleichmässig - bis ein Vierachser ihn beim Überholen
um ein Haar aus dem Sattel holt. Der Radler nimmt die Verfolgung
auf, um dem Rüpel die Meinung zu geigen, holpert durch ein Schlagloch
und fährt sich dabei den Hinterreifen platt. Er steigt ab, geht
in die Knie, wechselt den Schlauch, und als er wieder aufsteigen
will, fährt im ein stechender Schmerz ins Kreuz. Da weiss er,
dass der Herbst nicht mehr weit ist.
|