Vermutlich wird es Sie brennend
interessieren, dass mich diese Woche, es war am Mittwochnachmittag,
mein Radhändler angerufen hat. Ich unterhalte mich gern mit
meinem Radhändler, am liebsten in seinem Laden. Dann zeigt er
mir neue Rennräder, ich vermute, er will mich als interessierter
Kunde auf dem Laufenden halten. Vielleicht hofft er auch, dass
ich ihm eins abkaufe.
Ich zeige mich
stets beeindruckt, sage dann aber, dass der letzte Tarifabschluss
den Kauf eines neuen Rennrades derzeit leider nicht erlaube.
Mein Radhändler ist ein guter Geschäftsmann. Jedes Mal nickt
er verständnisvoll und zeigt mir daraufhin feine Trikots, schicke
Helme, extraleichte Sättel, Dinge eben, die man sich auch mit
schlechtem Tarifabschluss noch leisten kann. Hin und wieder
kaufe ich etwas, auch, weil ich gern mit Profis zusammenarbeite.

Sorry,
jetzt kam ich etwas vom Thema ab - passiert mir immer wieder,
wenn es um Fahrräder geht. Eigentlich wollte ich Ihnen ja von
einem Telefongespräch mit meinem Radhändler erzählen, dessen
Inhalt Sie vom Hocker hauen dürfte. Mein Radhändler sagte, er
rufe mich an, weil ich ihn davor angerufen hätte. Meine Nummer
wäre bei ihm im Display seines Telefons erschienen. Das könnte
nicht sein, sagte ich, er müsse eine Erscheinung gehabt haben,
ich hätte den ganzen Vormittag nicht telefoniert, wüsste auch
gar nicht, wo sich mein Handy gerade herumtreibt.
Wäre
mein Radhändler nicht Radhändler, sondern bei einer Bank, einer
Versicherung oder einem Telefonanbieter angestellt, ich hätte
ihm kein Wort geglaubt, sondern dahinter eine raffienierte Verkaufsmasche
vermutet. Aber Radhändler arbeiten nicht mit so Tricks.
Ich
habe lange überlegt, wie mein Radhändler draufkommt, dass ich
ihn angerufen haben könnte - und kam zum Schluss, dass es nur
eine Antwort geben kann: Mein Handy hat ihn angerufen. Das Ding
kann Sachen, von denen ich keine Dunst habe, warum also sollte
es nicht auch bei meinem Radhändler anrufen können. Für mich
wäre das okay. Ich bin nicht nur Menschen gegenüber tolerant,
sondern auch gegenüber Mobiltelefonen. Von mir aus kann es gern
Selbstgespräche führen und sich bei meinem Radhändler melden
- solang es nicht die Freiminuten überschreitet. Aber wenn es
dort anruft, dann soll es sich bitte auch erkundigen, was sich
gerade so auf dem Radmarkt tut.

Tags
darauf, es war der Donnerstag, bekam ich merkwürdige Mails von
Kolleginnen, die mir allesamt zum Geburtstag gratulierten. Ich
bedankte mich artig, gab aber zu bedenken, dass ich wie die
meisten Menschen auf der Welt nur einmal im Jahr Geburtstag
hätte. In meinem Fall sei das Oktober.
Ich
kann nichts beweisen, habe aber einen Verdacht, wer dahinter
steckt.
|