Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (24. Juli 2016)
 
Mein Handy führt Selbstgespräche
 

   Vermutlich wird es Sie brennend interessieren, dass mich diese Woche, es war am Mittwochnachmittag, mein Radhändler angerufen hat. Ich unterhalte mich gern mit meinem Radhändler, am liebsten in seinem Laden. Dann zeigt er mir neue Rennräder, ich vermute, er will mich als interessierter Kunde auf dem Laufenden halten. Vielleicht hofft er auch, dass ich ihm eins abkaufe.

   Ich zeige mich stets beeindruckt, sage dann aber, dass der letzte Tarifabschluss den Kauf eines neuen Rennrades derzeit leider nicht erlaube. Mein Radhändler ist ein guter Geschäftsmann. Jedes Mal nickt er verständnisvoll und zeigt mir daraufhin feine Trikots, schicke Helme, extraleichte Sättel, Dinge eben, die man sich auch mit schlechtem Tarifabschluss noch leisten kann. Hin und wieder kaufe ich etwas, auch, weil ich gern mit Profis zusammenarbeite.



   Sorry, jetzt kam ich etwas vom Thema ab - passiert mir immer wieder, wenn es um Fahrräder geht. Eigentlich wollte ich Ihnen ja von einem Telefongespräch mit meinem Radhändler erzählen, dessen Inhalt Sie vom Hocker hauen dürfte. Mein Radhändler sagte, er rufe mich an, weil ich ihn davor angerufen hätte. Meine Nummer wäre bei ihm im Display seines Telefons erschienen. Das könnte nicht sein, sagte ich, er müsse eine Erscheinung gehabt haben, ich hätte den ganzen Vormittag nicht telefoniert, wüsste auch gar nicht, wo sich mein Handy gerade herumtreibt.

   Wäre mein Radhändler nicht Radhändler, sondern bei einer Bank, einer Versicherung oder einem Telefonanbieter angestellt, ich hätte ihm kein Wort geglaubt, sondern dahinter eine raffienierte Verkaufsmasche vermutet. Aber Radhändler arbeiten nicht mit so Tricks.

   Ich habe lange überlegt, wie mein Radhändler draufkommt, dass ich ihn angerufen haben könnte - und kam zum Schluss, dass es nur eine Antwort geben kann: Mein Handy hat ihn angerufen. Das Ding kann Sachen, von denen ich keine Dunst habe, warum also sollte es nicht auch bei meinem Radhändler anrufen können. Für mich wäre das okay. Ich bin nicht nur Menschen gegenüber tolerant, sondern auch gegenüber Mobiltelefonen. Von mir aus kann es gern Selbstgespräche führen und sich bei meinem Radhändler melden - solang es nicht die Freiminuten überschreitet. Aber wenn es dort anruft, dann soll es sich bitte auch erkundigen, was sich gerade so auf dem Radmarkt tut.



   Tags darauf, es war der Donnerstag, bekam ich merkwürdige Mails von Kolleginnen, die mir allesamt zum Geburtstag gratulierten. Ich bedankte mich artig, gab aber zu bedenken, dass ich wie die meisten Menschen auf der Welt nur einmal im Jahr Geburtstag hätte. In meinem Fall sei das Oktober.

   Ich kann nichts beweisen, habe aber einen Verdacht, wer dahinter steckt.

 

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