Auch wenn Ihnen der Fussballsport
Jacke wie Hose sein sollte, bleiben Sie dran, meine Damen und
Herren! Denn im Folgenden geht es um mehr, um viel mehr. Auch
wenn wir noch nicht so genau wissen, um was es gehen wird.
Nicht
nur die Fussballwelt, auch der Rest der Menschheit wird an diesem
Samstag, 15 Uhr, das Augenmerk auf das Achtelfinale Schweiz
gegen Polen richten. Im Mittelpunkt steht die alles entscheidende
Frage: Werden die Trikots der Eidgenossen dieses Mal halten,
was der Hersteller verspricht?

Wir
erinnern uns: Vergangenen Sonntag trat bei der Partie Frankreich
gegen die Schweiz der Kampf um den Ball in den Hintergrund.
Nach jedem zweiten Körperkontakt standen die Schweizer oben
ohne da. Selbst hartgesottene Beobachter, sonst nur auf Aufstellung,
Taktik und Jogis Handstellung fixiert, entdeckten beim Public
Viewing ihr politisches Bewusstsein wieder. Man zerbrach sich
auf den Fanmeilen der Republik die Köpfe über die Frage "Sind
die reissenden Leibchen der Schweizer ein Sinnbild für den Zustand
Europas?"
Die Redaktionen sämtlicher
TV-Polittalks warfen aus aktuellem Anlass ihr Programm über
den Haufen - konnten es sich aber schenken, die Gäste Sahra
Wagenknecht, Peter Altmaier, Katrin Göring-Eckardt und Wolfgang
Bosbach auszuladen. Sebstverständlich wusste das bewährte Expertengremium
auch etwas zu "Braucht der europäische Fussball ein Einreissverbot?"
zu sagen.
Verbrauchermagazine gingen
der Frage nach "Gottes Segen oder üble Abzocke? Was bringt
eine Einreissrücktrittsversicherung der Uefa?" Im Nachtprogramm
der ARD lief von Montag an der fast vergessene Dauerbrenner
"Deutschlands schönste Einreissrouten". Gegen Mittwoch,
15:55 Uhr, Mitteleuropäischer Sommerzeit, heizte die Deutsche
Presse-Agentur die Stimmung zusätzlich mit der Meldung an: "In
China ist ein Sack Reissverschlüsse umgefallen."

Dann
die Sensationsnachricht aus Grossbritannien: In London trommelt
der britische Rocksänger Eric Burdon seine Band The Animals
zu einem spontanen Benefizkonzert im Hydepark zusammen. Der
charismatische Sänger präsentiert den Welthit "The House
of the einreissing Sun" in 24 Sprachen, auch in Rätoromanisch.
Wegen der am Donnerstag einsetzende Hitzewelle gibt die Band
sogar eine Version in Schweizerdeutsch zum Besten.
Wie
die Redaktion dieser Zeitung kurz vor Anpfiff des Spiels an
diesem Samstag erfuhr: Die Trikots der Schweizer waren keinesfalls
fehlerhaft. Die Sportler aus dem Alpenland sollten ein Textil
zur Entbrutalisierung des Rasensports testen. Die sensiblen
Hemdchen, liess die Uefa verlauten, seien wie geschaffen für
eine Körperertüchtigung, bei der es auch auf Achtsamkeit ankomme.
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