Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (26. Juni 2016)
 
Braucht Europa ein Einreissverbot?
 

   Auch wenn Ihnen der Fussballsport Jacke wie Hose sein sollte, bleiben Sie dran, meine Damen und Herren! Denn im Folgenden geht es um mehr, um viel mehr. Auch wenn wir noch nicht so genau wissen, um was es gehen wird.

   Nicht nur die Fussballwelt, auch der Rest der Menschheit wird an diesem Samstag, 15 Uhr, das Augenmerk auf das Achtelfinale Schweiz gegen Polen richten. Im Mittelpunkt steht die alles entscheidende Frage: Werden die Trikots der Eidgenossen dieses Mal halten, was der Hersteller verspricht?



   Wir erinnern uns: Vergangenen Sonntag trat bei der Partie Frankreich gegen die Schweiz der Kampf um den Ball in den Hintergrund. Nach jedem zweiten Körperkontakt standen die Schweizer oben ohne da. Selbst hartgesottene Beobachter, sonst nur auf Aufstellung, Taktik und Jogis Handstellung fixiert, entdeckten beim Public Viewing ihr politisches Bewusstsein wieder. Man zerbrach sich auf den Fanmeilen der Republik die Köpfe über die Frage "Sind die reissenden Leibchen der Schweizer ein Sinnbild für den Zustand Europas?"

   Die Redaktionen sämtlicher TV-Polittalks warfen aus aktuellem Anlass ihr Programm über den Haufen - konnten es sich aber schenken, die Gäste Sahra Wagenknecht, Peter Altmaier, Katrin Göring-Eckardt und Wolfgang Bosbach auszuladen. Sebstverständlich wusste das bewährte Expertengremium auch etwas zu "Braucht der europäische Fussball ein Einreissverbot?" zu sagen.

   Verbrauchermagazine gingen der Frage nach "Gottes Segen oder üble Abzocke? Was bringt eine Einreissrücktrittsversicherung der Uefa?" Im Nachtprogramm der ARD lief von Montag an der fast vergessene Dauerbrenner "Deutschlands schönste Einreissrouten". Gegen Mittwoch, 15:55 Uhr, Mitteleuropäischer Sommerzeit, heizte die Deutsche Presse-Agentur die Stimmung zusätzlich mit der Meldung an: "In China ist ein Sack Reissverschlüsse umgefallen."



   Dann die Sensationsnachricht aus Grossbritannien: In London trommelt der britische Rocksänger Eric Burdon seine Band The Animals zu einem spontanen Benefizkonzert im Hydepark zusammen. Der charismatische Sänger präsentiert den Welthit "The House of the einreissing Sun" in 24 Sprachen, auch in Rätoromanisch. Wegen der am Donnerstag einsetzende Hitzewelle gibt die Band sogar eine Version in Schweizerdeutsch zum Besten.

   Wie die Redaktion dieser Zeitung kurz vor Anpfiff des Spiels an diesem Samstag erfuhr: Die Trikots der Schweizer waren keinesfalls fehlerhaft. Die Sportler aus dem Alpenland sollten ein Textil zur Entbrutalisierung des Rasensports testen. Die sensiblen Hemdchen, liess die Uefa verlauten, seien wie geschaffen für eine Körperertüchtigung, bei der es auch auf Achtsamkeit ankomme.

 

Zurück