Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (19. Juni 2016)
 
Tiefstwerte der schlechten Laune
 

   Bblubbr. Qualequaaatsch. Scchlick. Diese lautmalerischen Geräuschfetzen sind die Klangkulisse des Sommers. Sie dringen aus Häusern und umhüllen Autos, deren vor Anstrengung stöhnende Scheibenwischer versuchen, die niederströmende Wassermassen beiseite zu räumen. Der Himmel über Deutschland zeigt die Farbe eines lange im Keller herumstehenden Freizeitschuhs, in den Strassenpfützen schwimmen Zigarettenstummel und ausgebleichte Panini-Bilder. Die Menschen wanken wie Moorleichen zur Arbeit und wringen ihre Ohren beim Betreten der durchnässten Bürofluchten aus. Dann wischen sie den feuchten Belag von ihren Computerschirmen und starren auf Wettervorhersagen, in denen Tiefdruckgebiete namens Bogumil oder Habakuk ihr tolles Spiel treiben.



   Das hat historische Parallelen. Im Jahr 1816 gab es bereits ein Jahr ohne Sommer - im Deutschen als "Achtzehnhundertunderfroren" berüchtigt. Als Hauptursache gilt der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora. Warum sich dieses Phänomen jetzt wiederholt, ist unklar. Es könnte mit dem wiederholten Starten eines Golf Diesel zu tun haben, dessen Abgase im Raum Bielefeld den Himmel verdunkelten und zu einer Abkühlung um mehrere Grad Celsuis führten. Andere Experten machen die jüngsten Trump-Ausbrüche für die neue Eiszeit verantwortlich. Und was Jogi Löw nach dem Spiel gegen Ukraine aus seiner Windhose holte, hat auch die letzten Hochdruckgebiete verscheucht. Die "Apotheken Umschau" ermuntert die Deutschen, sich an der frischen Luft zu bewegen. Doch von frischer Luft ist nichts zu spüren. Stattdessen eine käsige Melange aus Kamel-Dung und dem Gefieder eines altersschwachen Graureihers.

   Die weiteren Aussichten sind düster. Missernten beim Hanf, aber auch beim Wein und beim Hopfen, werden dazuführen, dass nur noch Reiche sich das Wetter schöntrinken oder warm rauchen können. Die anderen sind dazu gezwungen, im Trockenen zu bleiben und sich mit ihren Ehepartnern zu unterhalten - was sie seit dem Vulkanausbruch 1816 nicht mehr getan haben.



   Damit blicken wir in die kommende Woche, wo es örtlich etwas Sturzregen geben kann. Grauödnis strömt von Westen herein. Die Nacht muss komplett leer gepumpt werden, sonst droht Dunst bis zru Flussblindheit. Wolkenfelder ziehen durch, aber kein Sommer zieht hinterher, und das bei Tiefstwerten der schlechten Laune. Mit Geschwindigkeiten von 6 bis zu 12 km/h dringt eine neue Depression in unser Gebiet. Aber insgesamt war das Frühjahr viel zu trocken.

 

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