Ich wache jeden Morgen mit
Heiko Maas auf. Ich höre Radio oder schaue Frühstücksfernsehen
- und da ist er: Bundesjustizminister Heiko Maas fordert dies,
Bundesjustizminister Heiko Maas sagt das - der Mann schafft
es ständig in die Nachrichten. Wenn, wie diese Woche, Papiere
über Briefkastenfirmen in Panama auftauchen, fordert Maas sofort
Konsequenzen. Ob bei Tag oder bei Nacht - man hat den Eindruck,
der Mund dieses Mannes ist rund um die Uhr geöffnet.
Aus
journalistischer Sicht ist der SPD-Politiker aus dem Saarland
natürlich Gold wert. Leute wie er sorgen dafür, dass der Nachrichtenstrom
nie versiegt. Es gibt fast nichts, wozu er keine Meldung hat.
Heiko ist quasi der Maas aller Dinge, der Heissluftfön der Politik,
der Trump aus Berlin. Und wenn er gerade keine Meinung hat,
macht er persönlich Schlagzeilen. Weil er die Frau wechselt
oder ihn irgendeine Zeitschrift zu Deutschlands bestangezogenen
Mann wählt.

Was
werfe ich dem Mann eigentlich vor? Vielleicht bin ich nur neidisch.
Heiko Maas ist so um die 50, also so alt wie ich. Würde meine
Frau morgens Nachrichten schauen, würde sie sich womöglich in
ihn vergucken. Sie liebt Männer, die gut angezogen sind und
sich gut ausdrücken können, aber sie hat mich geheiratet.
Vielleicht
habe ich auch politisch ein Problem mit ihm. Heiko Maas haut
mir zu sehr drauf auf alles, was er rechts von sich wähnt. Vor
allem auf Menschen, die meinen, es sollten nicht mehr so viele
Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Da wird er derb, der Heiko
Maas, fordert aber auch sofort ein schärferes Sexualstrafrecht,
wenn Flüchtlinge Frauen unsittlich berühren. Er weiss schon
rechtzeitig beizudrehen, der Mann. Man könnte auch sagen, da
schimpft ein Linkspopulist über Rechtspopulisten.
Zu
seiner Verteidigung könnte man sagen, gesprächige Politiker
wie Hieko Maas sorgen dafür, dass sich die Leute gut regiert
fühlen. Maas kommentiert fast alles und kündigt sehr vieles
an. Das Tempo ist allerdings so hoch, dass kaum einer mehr mitkommt.
Im Internet findet sich ein Blog mit dem hübschen Titel "Heiko
Maas kündigt an". Der unbekannte Verfasser hat das Projekt
schnell wieder aufgegeben. Womöglich war es ihm einfach zu viel.
Heiko Maas zu folgen, ist ein Ganztagsjob.

Manchmal
frage ich mich, wann Heiko Maas eigentlich seine Arbeit macht
- neben all den Reden, Twittern und Posten. Sein Amt scheint
ihn offenbar nicht ganz auszufüllen, was auch nicht verwunderlich
wäre. Das Bundesjustizministerium hat nun wirklich so gut wie
keine Macht, es berät vor allem die einzelnen Fachressorts bei
juristischen Fragen. Insofern sollte man sich davon, dass Heiko
Maas ständig zu allen Themen in den Nachrichten präsent ist,
nicht blenden lassen. In der Politik ist es wie im richtigen
Leben: Wer wirklich etwas zu sagen hat, den hört man selten.
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