Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (10. April 2016)
 
Das Maas aller Dinge
 

   Ich wache jeden Morgen mit Heiko Maas auf. Ich höre Radio oder schaue Frühstücksfernsehen - und da ist er: Bundesjustizminister Heiko Maas fordert dies, Bundesjustizminister Heiko Maas sagt das - der Mann schafft es ständig in die Nachrichten. Wenn, wie diese Woche, Papiere über Briefkastenfirmen in Panama auftauchen, fordert Maas sofort Konsequenzen. Ob bei Tag oder bei Nacht - man hat den Eindruck, der Mund dieses Mannes ist rund um die Uhr geöffnet.

   Aus journalistischer Sicht ist der SPD-Politiker aus dem Saarland natürlich Gold wert. Leute wie er sorgen dafür, dass der Nachrichtenstrom nie versiegt. Es gibt fast nichts, wozu er keine Meldung hat. Heiko ist quasi der Maas aller Dinge, der Heissluftfön der Politik, der Trump aus Berlin. Und wenn er gerade keine Meinung hat, macht er persönlich Schlagzeilen. Weil er die Frau wechselt oder ihn irgendeine Zeitschrift zu Deutschlands bestangezogenen Mann wählt.



   Was werfe ich dem Mann eigentlich vor? Vielleicht bin ich nur neidisch. Heiko Maas ist so um die 50, also so alt wie ich. Würde meine Frau morgens Nachrichten schauen, würde sie sich womöglich in ihn vergucken. Sie liebt Männer, die gut angezogen sind und sich gut ausdrücken können, aber sie hat mich geheiratet.

   Vielleicht habe ich auch politisch ein Problem mit ihm. Heiko Maas haut mir zu sehr drauf auf alles, was er rechts von sich wähnt. Vor allem auf Menschen, die meinen, es sollten nicht mehr so viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Da wird er derb, der Heiko Maas, fordert aber auch sofort ein schärferes Sexualstrafrecht, wenn Flüchtlinge Frauen unsittlich berühren. Er weiss schon rechtzeitig beizudrehen, der Mann. Man könnte auch sagen, da schimpft ein Linkspopulist über Rechtspopulisten.

   Zu seiner Verteidigung könnte man sagen, gesprächige Politiker wie Hieko Maas sorgen dafür, dass sich die Leute gut regiert fühlen. Maas kommentiert fast alles und kündigt sehr vieles an. Das Tempo ist allerdings so hoch, dass kaum einer mehr mitkommt. Im Internet findet sich ein Blog mit dem hübschen Titel "Heiko Maas kündigt an". Der unbekannte Verfasser hat das Projekt schnell wieder aufgegeben. Womöglich war es ihm einfach zu viel. Heiko Maas zu folgen, ist ein Ganztagsjob.



   Manchmal frage ich mich, wann Heiko Maas eigentlich seine Arbeit macht - neben all den Reden, Twittern und Posten. Sein Amt scheint ihn offenbar nicht ganz auszufüllen, was auch nicht verwunderlich wäre. Das Bundesjustizministerium hat nun wirklich so gut wie keine Macht, es berät vor allem die einzelnen Fachressorts bei juristischen Fragen. Insofern sollte man sich davon, dass Heiko Maas ständig zu allen Themen in den Nachrichten präsent ist, nicht blenden lassen. In der Politik ist es wie im richtigen Leben: Wer wirklich etwas zu sagen hat, den hört man selten.

 

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