Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (27. März 2016)
 
Mein Name ist Hase
 

   Adider, Adidie, Adidas. Ja, ich stehe auf Markenware. Gilt allerdings nur für bestimmte Artikel.

   Kaugummis zum Beispiel erwerbe ich manchmal auch beim Diskaunter. Auch teurem Toilettenpapier sagt man nach, es verhakle einem unnötig die finanzielle Einkaufsbilanz. Da tut es auch eine Eigenmarke eines Handelsriesen, wobei ich einräumen muss, es erfordert Mut, aus einem Rewe-Markt mit Klopapier der Marke "Ja!" herauszuspazieren. Der Aufdruck "Ja!" ist für so ein intimes Produkt doch etwas zu laut. Da könnte man aufs Klopapier ja gleich auch noch Ostergrüsse draufschreiben. Wie wisch you Happy Easter!



   Wie bin ich jetzt überhaupt auf Marken gekommen? Ach ja: Ostern, Hase, Tochter. Meine Tochter bekam vor Jahren mal zwei Hasen geschenkt. Den einen nannte sie Hugo, den anderen Boss. keine hasenfüssige Entscheidung, das muss man sagen. Hugo und Boss sind stolze Namen, die für Modellinien einer weltweit bekannten Metzinger Modefirma stehen. Wie meine Tochter auf die Namen gekommen ist? Keine Ahnung. Wahrscheinlich war sie mit ihrer Mutter mal in Metzingen einkaufen, vielleicht aber ist sie einfach auch nur ein markenbewusstes "Material Girl".

   Irgendwann kam dann unserem Familienunternehmen die Kernmarke "Boss" abhanden. Oma hatte im Garten mal nicht aufgepasst, beide Hasen suchten das Weite, nur Hugo kam irgendwann wieder zurück. Angesichts der Unfähigkeit von Stallhasen, im rauen Wettberwerb da draussen zu bestehen, muss man leider davon ausgehen, dass Boss einem Marder oder einem Fuchs zum Opfer gefallen ist. Meine Tochter stimmte wochenlang ein Klagelied an ("My Bunny lies over the ocean"), aber keiner brachte ihr den Hasen je zurück.

   Meine Tochter und meine Frau besorgten dann wieder einen zweiten Hasen. Woher? Nun, von einem Zoo, war nebulös die Rede, der kleine Hasen angeblich an Schlangen verfüttert. Das wäre eine tolle Skandal-Geschichte für Ostern, dachte ich, aber genau deshalb wurden mir die Details dieses Geschäfts nicht verraten.



   Jedenfalls hätte der neue Hase uns eigentlich dankbar sein sollen dafür, nicht im Magen einer Schlange gelandet zu sein. Tatsächlich zauste er seinen neuen Lebensabschnittgefährten Hugo in den ersten Wochen dermassen, dass die Firma Boss aus den Fellbüscheln locker einen Jackenkragen hätte fertigen können. Der alarmierte Tierarzt riet uns zur Kastration, sonst werde der neue Hase den alten umbringen. Und er erschütterte meinen Glauben an den Osterhasen mit dem Satz: "Hasen können ziemliche Arschlöcher sein."

   Einen Markennamen hat der neue Hase nie gekriegt. Meine Tochter weigerte sich in ihrer Trauer, den Namen "Boss" ein zweites Mal zu verleihen. Auch ich verhielt mich taktvoll und verschluckte gegenüber ihr den Satz, der mir nicht nur an Ostern auf der Zunge liegt: Ich mag am liebsten Hasen, die Lindt oder Milka heissen.

 

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