Es gibt Konzerte, da kommt
der Künstler auf die Bühne, sagt „Hello Germany, I love you“
– dann geht es los. Keine Mensch stört sich daran, dass nicht
ganz Germany in der Halle versammelt ist. Jeder weiss, dass
im Popgeschäft der Grössenwahn daheim ist. Auch sind alle froh,
dass der Künstler Englisch spricht. „Hallo Deutschland, ich
liebe euch“ würde sich blöd anhören. Im Lauf des Abends sagt
der Künstler mehrfach dem Publikum, dass es grossartig sei.
Die Menschen jubeln und freuen sich.
Dann
gibt es Konzerte, da kommt der Künstler auf die Bühne, setzt
sich an ein Klavier, zieht eine Augenbraue hoch und sagt auf
Englisch: „Ich bin die Vorgruppe. Die richtige Band kommt später.“
Das ist natürlich ein Witz. Das Publikum ist wegen dieses Künstlers
gekommen. Es versteht den Witz, lacht und applaudiert. Der Künstler
fängt zu spielen an. Später kommt seine Band dazu.

Der
Künstler sagt im Lauf des Abends noch allerhand zwischen den
Songs, ich habe nicht alles verstanden, aber das, was ich verstanden
habe, klang häufig ironisch. Ich habe hin und wieder gegrinst,
manchmal gelacht, so wie die meisten Leute in der Halle. Es
hätte also ein schöner Abend werden können, wäre hinter mir
nicht eine Frau gestanden, die sich dadurch ausgezeichnete,
dass sie immer lauter als der Rest gelacht hat.
Ich
kenne solche Typen. Man trifft sie oft auf Jazzkonzerten. Jazzmusiker,
vor allem die aus dem englischsprachigen Raum, haben häufig
einen Hang zur Ironie. Sie machen witzige Ansagen, obwohl ihre
Musik ernst gemeint ist. Nicht selten kommt es vor, dass einer
im Publikum hockt, der lauter lacht als der Rest. Und immer
als Erster. Sein Lachen kommt nicht von innen, es wirkt aufgesetzt.
Ich vermute, er lacht nur deshalb so laut, um dem Publikum zu
zeigen, dass er des Englischen mächtig ist.
Ich
glaube, die Frau hinter mir war eine von der Sorte. Ich hätte
mir gewünscht, sie hätte mal richtig gelacht, hemmungslos. Von
mir aus hätte sie sich gern totlachen dürfen.
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