Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (13. März 2016)
 
Fahr zur Hölle!
 

   Kürzlich habe ich festgestellt, dass ich im Leben den Anschluss verloren habe. Ich bin abgehängt worden von all jenen, die immer die neuesten Trends kennen und daher immer wissen, wie man richtig lebt und mit welchen Dingen man sich dabei umgibt. Es geht um ein Produkt, dem ich bislang viel zu wenig Beachtung geschenkt habe: Die Seife.

   Seifenspender sind Spiegel der Seele. Mit diesem Satz war kürzlich die Pressemitteilung einer Firma für Kaufberatung aus Rheinstetten überschrieben. Ich wusste garnicht, dass es solche Kaufberater gibt und wovon die sich genau ernähren. Aber das passt ja ins Bild von mir, so rückständig wie ich bin. Ich habe nicht einmal einen Seifenspender.



   Bei mir im Bad gibt es noch die gute alte Seifenschale mit einem Stück Seife drin. Die Seife kommt aus dem Supermarkt und heisst Fa oder Nivea - je nach dem, was mir gerade in die Hände fällt. Laut der Pressemitteilung des Kaufberaters sagt das einiges über meinen Charakter aus. Die Seele von Menschen mit einer Seifenschale kommt offenbar nicht in den Himmel. Diese Menschen seien "vom Typ her eher nostalgisch und etwas unordentlich veranlagt", heisst es da, was wohl eine diplomatische Umschreibung für "hoffnungslos rückständig" und "schmuddelig" sein soll. Wer hingegen einen schicken Seifenspender habe, so der Kaufberater, da könne man davon ausgehen, "dass es sich um einen zukunftsorientierten und reinlichen Typus handelt". Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass der Kaufberater unter anderem davon lebt, über das Internet Seifenspender zu verkaufen.

   Gleichwohl war ich seitdem sensibilisiert für das Thema. Ich fragte mich unter anderem, ob ich meinen Kinder die Zukunft verbaue, weil ich hartnäckig an meiner alten Seifenschale festhalte, statt ihnen das klare Signal zu geben, dass man künftig ohne Seifenspender in diesem Leben nichts wird und vermutlich auch keinen Partner findet.



   Ich ging dann mit meiner Frau zur Geburtstagsparty einer guten Freundin, die ihre Wohnung sehr geschmacksvoll einzurichten versteht. Nach zwei Gläsern Wein suchte ich die Toilette auf und da stand er: Der Seifenspender der neuesten Generation. Dieser Spender spendet nicht nur, er redet auch: "Stop the water while using me!" rief mir der Bauch des Seifenspinners zu - Dreh das Wasser ab, während du mich benutzt!

   Nun glaube ich zu wissen, dass so etwas den wasserarmen Gegenden Afrikas rein gar nichts bringt. Ich bin zwar bereit, darüber zu diskutieren, aber ganz sicher nicht mit einem blöden Seifenspender. Von einem Seifenspender lasse ich mir nichts sagen, so weit kommt es noch! Dieser ganze Gesinnungsterror geht mir ohnehin auf den Zeiger, Was weiss denn dieser Seifenspender von mir? Ich bin sparsam, ich brauche jedes Fitzelchen meiner Seife auf! Ich erteilte dem Seifenspender eine Lektion, an die er sich hoffentlich noch lange erinnern wird. Ich haute ihm ein paarmal besonders kräftig auf den Kopf. Und das Wasser liess ich extra lange laufen.

 

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