Kürzlich habe ich festgestellt,
dass ich im Leben den Anschluss verloren habe. Ich bin abgehängt
worden von all jenen, die immer die neuesten Trends kennen und
daher immer wissen, wie man richtig lebt und mit welchen Dingen
man sich dabei umgibt. Es geht um ein Produkt, dem ich bislang
viel zu wenig Beachtung geschenkt habe: Die Seife.
Seifenspender
sind Spiegel der Seele. Mit diesem Satz war kürzlich die Pressemitteilung
einer Firma für Kaufberatung aus Rheinstetten überschrieben.
Ich wusste garnicht, dass es solche Kaufberater gibt und wovon
die sich genau ernähren. Aber das passt ja ins Bild von mir,
so rückständig wie ich bin. Ich habe nicht einmal einen Seifenspender.

Bei
mir im Bad gibt es noch die gute alte Seifenschale mit einem
Stück Seife drin. Die Seife kommt aus dem Supermarkt und heisst
Fa oder Nivea - je nach dem, was mir gerade in die Hände fällt.
Laut der Pressemitteilung des Kaufberaters sagt das einiges
über meinen Charakter aus. Die Seele von Menschen mit einer
Seifenschale kommt offenbar nicht in den Himmel. Diese Menschen
seien "vom Typ her eher nostalgisch und etwas unordentlich
veranlagt", heisst es da, was wohl eine diplomatische Umschreibung
für "hoffnungslos rückständig" und "schmuddelig"
sein soll. Wer hingegen einen schicken Seifenspender habe, so
der Kaufberater, da könne man davon ausgehen, "dass es
sich um einen zukunftsorientierten und reinlichen Typus handelt".
Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass der Kaufberater unter
anderem davon lebt, über das Internet Seifenspender zu verkaufen.
Gleichwohl
war ich seitdem sensibilisiert für das Thema. Ich fragte mich
unter anderem, ob ich meinen Kinder die Zukunft verbaue, weil
ich hartnäckig an meiner alten Seifenschale festhalte, statt
ihnen das klare Signal zu geben, dass man künftig ohne Seifenspender
in diesem Leben nichts wird und vermutlich auch keinen Partner
findet.

Ich
ging dann mit meiner Frau zur Geburtstagsparty einer guten Freundin,
die ihre Wohnung sehr geschmacksvoll einzurichten versteht.
Nach zwei Gläsern Wein suchte ich die Toilette auf und da stand
er: Der Seifenspender der neuesten Generation. Dieser Spender
spendet nicht nur, er redet auch: "Stop the water while
using me!" rief mir der Bauch des Seifenspinners zu - Dreh
das Wasser ab, während du mich benutzt!
Nun
glaube ich zu wissen, dass so etwas den wasserarmen Gegenden
Afrikas rein gar nichts bringt. Ich bin zwar bereit, darüber
zu diskutieren, aber ganz sicher nicht mit einem blöden Seifenspender.
Von einem Seifenspender lasse ich mir nichts sagen, so weit
kommt es noch! Dieser ganze Gesinnungsterror geht mir ohnehin
auf den Zeiger, Was weiss denn dieser Seifenspender von mir?
Ich bin sparsam, ich brauche jedes Fitzelchen meiner Seife auf!
Ich erteilte dem Seifenspender eine Lektion, an die er sich
hoffentlich noch lange erinnern wird. Ich haute ihm ein paarmal
besonders kräftig auf den Kopf. Und das Wasser liess ich extra
lange laufen.
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