Ich vermag weder zu sagen,
wie es um den Zustand der Welt steht, noch, ob das Abendland
zu retten ist. Aber Bayern, liebe Freunde, haben wir verloren.
Noch weiss ich nicht, an wen. Aber dass der gute alte weiss-blaue
Planet, auf dem jeder Kraftakt mit fünf Mass Weissbier begossen
wurde, fremden Kräften anheimgefallen sein muss, das ist so
sicher wie das Amen nach einer Seehofer-Ansprache.
Um
zu dieser Erkenntnis zu gelangen, reichte eine Stippvisite in
München.Vor einen Konzert ging’s zum Italiener. Nettes Lokal:
kleine Tischchen, grosse Pizzen. Urig, wie wir Bayerntouristen
sagen. Ich bestellte eine Pizza und ein Weissbier. Ich sagte
Weissbier, weil ich weiss, dass man in Bayern beim Stichwort
Weizen meist zu hören bekommt: „Moinen’s a Weissbier?“ Auch
beim Italiener.

Die
Bedienung nickte, war nach einer Minute wieder da, aber was
sie mir vorsetzte, verschlug mir die Sprache: Stellte sie mir
doch eine 0,33-Liter-Flasche Paulaner hin und ein passendes
Winzglas. Jo Herrschaftszeiten, fuhr es mir durch den Schädel,
bin i jetzad Gulliver auf Liliput? Nullkommadreidrei Liter!
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Um sich da
einen Rausch zuzulegen, muss die Bedienung einen Marathon laufen.
Ich
hätte nicht gedacht, dass in Bayern das Abfüllen von Weissbier
in 0,33-Liter-Flaschen überhaupt erlaubt ist. Und wenn, dann
höchstens für den Export in muslimische Staaten. Auch habe ich
keinen Dunst, wie da einer auf den Trichter kommen kann, dass
das niemanden aufstösst und die Einheimischen das schlucken.
Hubraumverkleinerung ist okay, wenn man Autos das Saufen abgewöhnen
will. Aber Downsizing beim Weissbier?! Das setzt dem Fass die
Schaumkrone auf.
Gut, mir konnte das
egal sein. Ich fuhr in der Nacht noch zurück in meine schwäbische
Heimat, wo im Kühlschrank ausgewachsene Weizenbierflaschen auf
mich warteten. Aber ich frage Sie: Wie soll die Bevölkerung
eines Freistaats mit einer Flüchtlingsschwemme klarkommen, wenn
sie jetzt in den Wirtshäusern Weissbier in Schnapsgläsern ausschenken?
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