Es ist soweit. Die Briten
haben nach monatelangem, erbittertem Ringen einen neuen Britenrabatt
bekommen. Es war ein zäher und erbarmungsloser Krieg um Privilegien,
den ältere Beobachter in Brüssel mit der Luftschlacht um England
verglichen. Londons Premier Cameron drückte Augenzeugen zufolge
seinen belgischen Gegenspieler mit dem Kopf in eine Wanne mit
britischem Pudding, bis dieser klein beigab. Anderen Kontrahenten
legte der Premier tote Füchse vor die Hotelzimmer, besonders
hartleibige Verhandlungspartner versetzte er mit einem sechstündigen
Monolog über das englische Wetter in willenlosen Halbschlaf.

Am
Ende wurde der Britenrabatt von allen Überlebenden gebilligt.
Das ist gut, denn er hat eine uralte Tradition. Den Briten wurde
schon im Mittelalter erlaubt, aus Jux auf der linken Strassenseite
zu fahren. Sie durften Hunde auf Füchse jagen und hautreizende
Tweedanzüge tragen, die zivilisierte Länder als Folterwerkzeuge
verbannten. Später wurde den Briten auch in Friedenszeiten das
Tragen von SS- und Wehrmachtsuniformen erlaubt - aber nur in
einem erweiterten erotischen Kontext, also beim Sussex, Wessex
oder Essex mit irgendwelchen Gespielinnen. Den Höhepunkt erreichte
die Rabattschlacht um England, als Maggie Thatcher die Zollschranken
für Haarspray zu Fall brachte.
Jetzt
hat England durchgesetzt, dass kein in Europa ausgeschenktes
Bier eine Schaumkrone haben darf, die mehr als zwei Millimeter
hoch ist und Ähnlichkeit mit der britischen Königskrone hat.
Tschechen und Bayern hätten vor Wut geschäumt, heisst es. Am
Finanzplatz London dürfen mit dem Geld künftig auch die Anleger
verbrannt werden. Der englische Regen wird zum Unesco-Kulturerbe
erklärt und auf Gemüse und Obst werden Einfuhrzölle erhoben,
um die Inselbewohner vor dem verderblichen Einfluss der ungewohnten
Kost abzuschirmen. Zudem wird es den Briten erlaubt, ihren gesamten
organischen Abfall in Schafsdärme zu pressen und als Delikatesse
zu verkaufen. Das Veto der Griechen verhinderte den britischen
Plan, diese Spezialität bei allen EU-Gipfeln servieren zu lassen.
Aus Respekt vor der traditionellen Farbe der Herrenunterwäsche
in der britischen Oberschicht ist der Rabattvertrag mit rosa
Tinte geschrieben. Nicht zuletzt wird der Sonnenbrand in ganz
Europa steuerlich absetzbar.

Die
Frage ist allerdings, ob diese erkämpften Privilegien David
Cameron retten können. Einer seiner Hauptkontrahenten, ein mit
dem Fahrrad durch London irrlichternder mit struppigem Blondschopf,
will nicht eher ruhen, bis auf Eurokratie die Todesstrafe steht.
Zum Schwur kommt es im Juni, wenn Grossbritannien über die endgültige
Abspaltung von Europa abstimmt. Das Ergebnis ist absehbar: Mit
einem kräftigen Stoss wird sich die Insel vom Kontinent lösen
und auf den Wellen des Golfstroms einer heiteren Zukunft entgegenschaukeln.
Man wird die Briten langsam vergessen - bis zu dem Moment, wo
einer ihrer Premiers wieder seine Rabattmarken herausholt.
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