Wenn Sie diesen Text lesen,
werde ich ihn vermutlich schon wieder vergessen haben. Das ist
das Schicksal des Journalisten. Natürlich möchten auch wir Dinge
schaffen, die den Tag überdauern. Meist aber leben wir von der
Hand in den Mund, sind schon am nächsten Thema dran, wenn das
alte gerade in den Druck oder ins Netz geht.
Vor
einiger Zeit rief mich ein Leser an und bat mich, ihm
eine Glosse zu schicken. Ich hätte vor etwa einem Jahr einen
Text über den Besuch der Hotelerbin Paris Hilton in Berlin geschrieben.
Ich konnte mich nicht dran erinnern, jemals etwas über Paris
Hilton geschrieben zu haben. Aber der Mann hatte Recht, es gab
einen solchen Artikel im Archiv. Rein interessehalber las ich
ihn durch und stiess auf fremde Sätze. Wäre nicht mein Name
dabei gestanden, ich hätte nicht gewusst, von wem der Text stammt.
Der Text ist ein Hit ohne Verfallsdatum

Nur
wenigen von uns ist es vergönnt, etwas für die Ewigkeit zu schaffen.
Einer Kollegin von mir ist das gelungen – und zwar mit einem
Thema, bei dem man das nicht unbedingt vermuten würde. Sie hatte
Thermobecher getestet, darüber einen Artikel verfasst und damit
einen Dauerbrenner im Netz platziert. Der Artikel ist vergleichbar
mit „Last Christmas“ von George Michael: Er ist eine Hit ohne
Verfallsdatum.
Das heisst, vermutlich
stellt der Thermobechertestartikel den Schlager sogar in den
Schatten. „Last Christmas“ hat nur zur Weihnachtszeit Konjunktur.
Das Interesse an Thermobechertests scheint das ganze Jahr über
gross zu sein, sommers wie winters. Bekäme die Kollegin für
die Klicks Kohle, sie wäre längst Millionärin und als Deutschlands
Thermobechertest-Queen Dauergast in Talk-Shows.
Wenn
ich ganz ehrlich bin, ist diese Kolumne der erbärmliche Versuch,
mich an den Erfolg der Kollegin dranzuhängen. Auch dieser Text
wird künftig im Internet unter dem Stichwort „Thermobechertest“
zu finden sein. Aber es wird wohl nicht zum Dauerbrenner reichen,
weil ich inhaltlich zu Thermobechern nichts zu sagen habe.
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