Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (31. Januar 2016)
 
Auch bei Mutti brennt kein Licht mehr
 

   Schneeschmelze in Deutschland. Laue, faule Winde, wahrscheinlich aus irgendeinem südländischen oder gar arabischen Kriegs- oder Krisenland, streichen über die Mittelgebirge und verwandeln weiss überzuckerte Traumlandschaften in ein matschendes, mulmendes Kompendium aus Schlick, zersetzten Fast-Food-Verpackungen, verlorenen Teddybären und Bierdosen, in denen noch die Brühe einer kalten Krawallnacht schwappt.



   Die aufgetaute Tritesse legt auch die Träume eines ganzen Landes bloss, die in sternenklaren Winternächten, befeuert von Glühwein und Jahresendromantik, gediehen und jetzt wie Kompost in der Biotonne des deutschen Gemüts enden. Es waren Träume wie gemütliche Wohnstuben. Doch jetzt werden sie bevölkert von Eindringlingen, die sich nah an das deutsche Volk herantanzen, die goldgerahmte Einladungen von Mutti bei sich tragen, die sie zum kostenlosen Randalieren auf Domplatten und dem Besuch grosser Erlebnisbäder mit fakultivem Aufenthalt in der Damenumkleide berechtigen.

   Schweissgebadet schreckt der Deutsche auf und erträumt sich Schneeräumefahrzeuge, die so gross sind, dass sie alle Eindringlinge bis nach Griechenland zurückschieben. Derweil bieten Kirchen und Volkshochschulen Kurse für deutsche Frauen an, in denen der Umgang mit Heiratsanträgen ("Frau, komm!", ""F******!", "Handy, schnell!") aus Nordafrika gelehrt wird. Jede deutsche Frau weiss jetzt: Nähert sie sich dem Brautwerber auf Steinwurfweite, signalisiert sie damit Einverständnis mit dem Besuch seiner Familie, bei einer Armlänge Distanz ist sie bereits verheiratet.

   Derweil taumelt der alte Kontinent in seine schwerste Krise. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos wurden finstere Szenarien entworfen, und das von Menschen, die sich nicht nur zur Elite, sondern zur Elite der Eliteelite zählen dürfen. Niemand von ihnen weiss, ob es im nächsten Jahr wieder ein Davos gibt. Und dann? Das Genre der Champagner-Analyse droht auszusterben. Damit nicht genug: Am Ende der Woche wurde vor dem Kanzleramt in Berlin die Weihnachtsbeleuchtung endgültig abgeschaltet.



   Dieses Leuchtfeuer der Behaglichkeit hatte alle Szenarien von Überfremdung, Blutschande und Kleinkriminalität überstrahlt. Jetzt brennt auch bei Mutti kein Licht mehr. Nur im Südwesten, dem sonnigen, weinverwöhnten Rheinland-Pfalz, verdrängt der makellose Teint einer nahezu überirdischen Erscheinung die grauen Wolken. Die jugendlich frische, dabei selbstbewusst auftretende, von ihrer Partei abgöttisch geliebte, von glatt gekämmten Jung-Unionisten umschwärmte und mit subtiler Riesling-Erotik ausgestattete Julia Klöckner strahlt Zuversicht und Tatkraft aus.

   Ein Öffnen ihrer Handtasche lässt Milch und Honig fliessen - aber wehe dem Flüchtling, über dem dieses Gepäckstück wieder zuschnappt. Er befindet sich bereits in der ersten Transitzone Deutschlands. Sie werde die illegalen Einwanderer handtaschenweise in ihre Heimat zurücktragen, so die smarte Politikerin. Und gleich wurde es wieder ein wenig heller in Deutschland.

 

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