Schneeschmelze in Deutschland.
Laue, faule Winde, wahrscheinlich aus irgendeinem südländischen
oder gar arabischen Kriegs- oder Krisenland, streichen über
die Mittelgebirge und verwandeln weiss überzuckerte Traumlandschaften
in ein matschendes, mulmendes Kompendium aus Schlick, zersetzten
Fast-Food-Verpackungen, verlorenen Teddybären und Bierdosen,
in denen noch die Brühe einer kalten Krawallnacht schwappt.

Die
aufgetaute Tritesse legt auch die Träume eines ganzen Landes
bloss, die in sternenklaren Winternächten, befeuert von Glühwein
und Jahresendromantik, gediehen und jetzt wie Kompost in der
Biotonne des deutschen Gemüts enden. Es waren Träume wie gemütliche
Wohnstuben. Doch jetzt werden sie bevölkert von Eindringlingen,
die sich nah an das deutsche Volk herantanzen, die goldgerahmte
Einladungen von Mutti bei sich tragen, die sie zum kostenlosen
Randalieren auf Domplatten und dem Besuch grosser Erlebnisbäder
mit fakultivem Aufenthalt in der Damenumkleide berechtigen.
Schweissgebadet
schreckt der Deutsche auf und erträumt sich Schneeräumefahrzeuge,
die so gross sind, dass sie alle Eindringlinge bis nach Griechenland
zurückschieben. Derweil bieten Kirchen und Volkshochschulen
Kurse für deutsche Frauen an, in denen der Umgang mit Heiratsanträgen
("Frau, komm!", ""F******!", "Handy,
schnell!") aus Nordafrika gelehrt wird. Jede deutsche Frau
weiss jetzt: Nähert sie sich dem Brautwerber auf Steinwurfweite,
signalisiert sie damit Einverständnis mit dem Besuch seiner
Familie, bei einer Armlänge Distanz ist sie bereits verheiratet.
Derweil
taumelt der alte Kontinent in seine schwerste Krise. Beim Weltwirtschaftsforum
in Davos wurden finstere Szenarien entworfen, und das von Menschen,
die sich nicht nur zur Elite, sondern zur Elite der Eliteelite
zählen dürfen. Niemand von ihnen weiss, ob es im nächsten Jahr
wieder ein Davos gibt. Und dann? Das Genre der Champagner-Analyse
droht auszusterben. Damit nicht genug: Am Ende der Woche wurde
vor dem Kanzleramt in Berlin die Weihnachtsbeleuchtung endgültig
abgeschaltet.

Dieses
Leuchtfeuer der Behaglichkeit hatte alle Szenarien von Überfremdung,
Blutschande und Kleinkriminalität überstrahlt. Jetzt brennt
auch bei Mutti kein Licht mehr. Nur im Südwesten, dem sonnigen,
weinverwöhnten Rheinland-Pfalz, verdrängt der makellose Teint
einer nahezu überirdischen Erscheinung die grauen Wolken. Die
jugendlich frische, dabei selbstbewusst auftretende, von ihrer
Partei abgöttisch geliebte, von glatt gekämmten Jung-Unionisten
umschwärmte und mit subtiler Riesling-Erotik ausgestattete Julia
Klöckner strahlt Zuversicht und Tatkraft aus.
Ein
Öffnen ihrer Handtasche lässt Milch und Honig fliessen - aber
wehe dem Flüchtling, über dem dieses Gepäckstück wieder zuschnappt.
Er befindet sich bereits in der ersten Transitzone Deutschlands.
Sie werde die illegalen Einwanderer handtaschenweise in ihre
Heimat zurücktragen, so die smarte Politikerin. Und gleich wurde
es wieder ein wenig heller in Deutschland.
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