Weder mit meinen Freunden
noch mit meinen Kollegen habe ich darüber gesprochen. Sie sind
der Erste, dem ich mich offenbare. Ich habe es diese Woche getan.
Nicht oft. Aber ein paarmal.
Ich bin
Auto gefahren, obwohl in meiner Stadt Feinstaubalarm geherrscht
hat. Angeblich ist diese Woche nicht wesentlich weniger in meiner
Stadt gefahren worden als sonst. Aber die, die es getan haben,
sassen mit schlechtem Gewissen hinterm Steuer. Das kann ich
beweisen. Ich habe es selbst gefühlt.
Als
ich an einem Morgen durch die Stadt rollte, fuhr ich verhalten
wie nie. Bei jedem Druck aufs Gaspedal habe ich mich bekreuzigt,
obwohl ich gar nicht zum Kreis der Kirchensteuerzahler gehöre.
Ich habe versucht, so unauffällig wie möglich zu fahren. Bloss
kein Aufsehen erregen. Bloss keinen Feinstaub aufwirbeln. Am
liebsten wäre ich mit einer Tarnkappe gefahren,

Ich
habe mir überlegt, was ich sagen würde, wenn mein Oberbürgermeister
am Strassenrand auftaucht und mich fragt: "Mein Sohn, warum
fährst Du beim Feinstaubalarm durch die Gegend? Noch dazu mit
so einer alten Möhre?" Ich hätte gesagt, dass ich viel
mit dem Fahrrad fahre. 10000 Kilometer im Jahr. Das soll er
mir erst mal nachmachen! Und dass gepflegte Altwagen, auch wenn
sie etwas mehr Dreck hinausblasen, gar nicht so schlecht in
der Umweltbilanz sind. Einen Freifahrschein für Feinstaubtage
hätte mir das nicht eingebracht. Aber vielleicht ein freundliches
Lächeln des obersten Staubberaters,
Den
anderen, die auf der Einfallstrasse um mich herumschlichen,
ging es bestimmt genauso wie mir. Das konnte man sehen, so dick
war die Luft auch nicht. Wenn irgendeiner aus unserer Kolonne
der reuigen Sünder ausscherte, um als Lückenspringer mit seiner
Dreckschleuder ein paar Meter gutzumachen, bekam er sogleich
die bösen Blicke der anderen zu spüren. Am liebsten hätten wir
ihn abgeschossen, nahmen aber von dem Vorhaben Abstand, da Mündungsfeuer
bestimmt auch nicht für die Umwelt verträglich ist.
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