Die Fussabdrücke im Teppich
ähneln den tiefen Spuren eines Nilpferdes vor einem Schlammloch.
Die Dielen knirschen bei jedem Schritt wie bei einem Erdbeben.
Das frisch gewucherte Hüftgold wankt und schwankt zum deutschen
Hit: Atemlos durch die stille Nacht. Lieder und Rituale braucht
der Mensch und dann und wann eine Diät. Der Speck und Dreck
muss jetzt weg, keine Frage. Nach dem Aufwachen aus dem Weihnachtsbratendelirium
schaut man alle Jahre wieder entsetzt um sich. Kein Schnee,
nirgendwo ein winterkalter Hauch der Erkenntnis. Dafür überall
müde Tannennadeln, Kekskrümel, Verpackungsschleifen. Fettflecken
auf der Seele. Ausser Spesen nichts gewesen. Was soll man dazu
sagen? War es wieder ein Fest für den Einzelhandel? Playstation
statt Orangen, mehr Cool Water als Myrrheduft und Weihrauch.
Bescherung ohne Bestpreisklausel.

Aus
den Badezimmerspiegeln starren einen putineske Fratzen an. Leib
gewordene Erinnerungen an dampfende Gänsekeulen, so glänzend
und bewusstseinsverengend wie die sieben Outfits der Helene
Fischer in ihrer Glittershow. Knüppelharte Knödel so magenschwer
wie die undemokratischen Festtagsgrüsse von den polnischen EU-Verwandten.
Betäubend süsse Zuckerstangen fast so lang wie die Zahlen auf
Pep Guardiolas neuem Gehaltsscheck aus England. Die Gier regiert
kaczyniskimässig an der Verfassung vorbei, was ja gar nicht
geht, der Papst hat da schon recht. Verschärfte Gesetze gegen
den Konsumterror müsste mal jemand verabschieden. Aber jetzt
geht es erst einmal ans Umtauschen!
Plötzlich
spannt und zwickt es an Stellen, von deren Existenz man nichts
mehr wissen wollte. Doch kaum sind die Glühweinfahnen verweht,
wurden die Adventskränze in letzter Sekunde gelöscht, tobt wieder
anderswo der Krieg der Sterne, aber ganz in der Nähe. Nach dem
Exsess folgt der nächste Ausbruch, quälen den erschlaften Gesellschaftskörper
Flatulenzen und geistige Verstopfung. Flüchtlingsheime rauchen,
Flüchtlinge ertrinken, Polizisten sterben. Sinnfrei und unfassbar
das, kaum glossentauglich. Von irgendwoher bläst es andauernd
mächtig, zurzeit aus Nahost oder von rechts aussen in der dunpfen
Mitte, Von wegen milder Winter. Es fröstelt von innen. Andauernd
hört man irgendwelche rhetorische Schneeschaufeln im schwarzen
Anzug "Wir schaffen das!" in der Glotze skandieren
- und man fragt sich ernsthaft, wen die mit "Wir"
eigentlich meinen.

Abhilfe bei allgemeinem
Schlager-Völlegefühl versprechen Fastenkuren, aber auch ein
frühlingshafter Verdauungsspaziergang aoll Wunder wirken. Die
CSU wird deutlicher, warnt vor veganer Kost und harmoniert mit
den fetten Wirtschaftsverbänden, die - Überraschung! - den Mindestlohn
für Flüchtlinge verschlanken wollen. Alles Quatsch. Wer nach
dem Plätzchenmassaker entschlacken möchte, sollte hart zu sich
und nicht gegen andere sein. Und wenn nichts gegen Fernsehpfunde
und Hirnblähungen hilft, so hilft eines bestimmt - einfach mal
den Stecker ziehen!
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