Nicht nur die Zeitung, auch
das gute alte Fernsehen hat es nicht leicht. Früher ein wärmendes
Lagerfeuer, um das sich sonnabendabends die Familie in trauter
Einigkeit versammelte. Heute ein Nebenbeimedium, vom Alleskönner
Internet zum Schattendasein verdammt.
Wenn
es in diesen Tagen hinter deutschen Gardinen flimmert, dann
sind es LED-illuminierte Adventskränze vom Aldi. Die Glotze
hat in der Ich-schau-wann-und-was-ich-will-Ära ihre Strahlkraft
verloren. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis der letzte
TV-Bildschirm erlischt.

Seit
Dienstag dieser Woche aber ist alles anders. Ein Stern der Hoffnung
erschien am Firmament über einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt.
Das heisst, eigentlich betrat der Stern der Hoffnung den Studiosaal
des SWR-Funkhauses in der Stuttgarter Wilhelm-Camerer-Strasse.
Ein grosser, schlanker, grauhaariger Anzugträger war es, zu
dessen Verdiensten es gehört, dass er einen Allerweltsnamen
zu Ruhm verhalf: Harald Schmidt.
Das
war die TV-Sensation des Tages, wenn nicht gar der Woche! Harald
Schmidt soll einen neuen, in Freiburg beheimateten SWR-"Tatort"-Team
als Kriminaloberrat zur Seite stehen. EIne Nebenrolle zwar,
aber wenn Schmidt auf der Bildfläche auftaucht, geraten die
Hauptdarsteller zu Randfiguren. Wir werden die Namen dieser
Hauptdarsteller bei Gelegenheit nachliefern.
Er
werde einen "heterosexuellen, katholischen Familienvater"
verkörpern, sagte Schmidt. Unsere Gesellschaft sei reif, sich
"ein derart radikales Lebenskonzept auch am Samstagabend
anzuschauen".
Drängt sich die
Frage auf, was den TV-Frührentner Schmidt (58) wirklich bewogen
haben mag, eine Auszeit vom Ruhestand zu nehmen. Ist es ein
gebührenfinanzierter Milliardenvertrag, bei dem der Entertainer
a.D. nicht Nein sagen konnte? Wie ein von unseren Reportern
angeführter und von nordkoreanischen Bloggern unterstützter
Rechnerverbund herausbekommen haben will, erwirbt Harald Schmidt
mit der Rolle die Pensionsansprüche eines Kriminaloberrats.
Ausserdem soll ihm auf Lebenszeit eine Blaulichteskorte aus
Baden-Württemberg zur Verfügung stehen.

Mit
Harald Schmidt, so unsere Rechercheure weiter, zieht Stil ins
sonst ärmliche "Tatort"-Set ein. Das Catering während
der Dreharbeiten besorgt Harald Wohlfahrts dreigestirnte Schwarzwaldstube
aus Baiersbronn. Die wichtigste Nebenrolle hinter Kriminaloberrat
Schmidt gebührt dem Gerichtsmediziner. Sie ist bei einem schauspielerischen
Neuling in guten Händen, der mit seinen medizinischen Fachkenntnissen
die Konkurrenz beim Casting ausstach. Der bekannte Schönheitschirurg
Werner Mang, in Fachkreisen auch als Nasenpapst vom Bodensee
bekannt, ist ein Garant dafür, dass die Zuschauer nur schöne
Leichen zu Gesicht bekommen.
Sie sehen,
zumindestens die Zukunft des Fernsehens sieht, Harald Schmidt
sei Dank, blendend aus.
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