Traurig taumelt das Wetter
durch den Herbst wie ein Stürmer des VfB Stuttgart im gegnerischen
Strafraum. Die nasskalte Novemberwitterung schlägt auf Gemüt,
ist mies für Aktienkurse und Sommerreifen, von Teint und Frisur
ganz zu schweigen. Der Nebel nimmt dem Haar Struktur und Widerstandskraft.
Selbst der störrischste Wirsingkopf wundert sich sicht, wenn
er dieser Tage ein Jobangebot als Fritteusentaucher erhält oder
mit dem "Star Wars"-Zottel Chewbacca verwechselt wird.
Wollmützen
liegen deswegen stark im Trend, sind aber keine Lösung. Vor
allem nicht für Singles, die noch jemand bei einem Weihnachtsmarktbesäufnis
kennenlernen wollen und den Lebensabend nicht mit einem entzauberten
Thermomix verbringen wollen. Die Stiftung Warentest warnt im
Übrigen vor Bommelmützen, die zurzeit überall unterwegs sind.
Jede zweite sei kindisch und mache auf Dauer unfruchtbar, hiess
es. VW hat angekündigt, Haarnetze unter den müffelnden Mützen
einzubauen, die Fliegengitter für die Birne finden sich im Drogeriemarkt
gleich neben den Schuppenshampoos und den angesagten Charlene-von-Monaco-Kurzhaar-Fifis.
Experten bezweifeln, ob sich mit dem billigen Gezuppel die Stickoxide
senken lassen.

So
wird der Generation Wichtel nicht nur aus ästhetischen Gründen
das Tragen von vertifizierten, von TÜV unter realen Strassenbedingungen
strapazierter Plüschtieren der Marke Puschelwuschel und Puschelmuschel
empfohlen. Aber Achtung! Rechtscheitelträger und Glatzen könnten
die knuffigen Bären und Hasen auf den Boden werfen, sie aufreissen,
das Füllmaterial herausziehen, verschlucken und schlimmstenfalls
daran ersticken wie an einer dieser ungedämmten Sonntags-Glossen.
Das
Problem des mangelnden Haarvolumens im Herbst beschäftigt auch
mediale Lockenwickler, Abschaumfestiger und heiss föhnende Diktatoren
in anderen Ländern. Widerborstigen Regimegegnern und Journalisten
ohne Schere im Kopf drohen Verhaftungen und Massenenthauptungen.
Schneidig geht es in Nordkorea zu, wo Kim Jong Un den Stilgott
gibt. Der Powerpummel hat erneut all seinen langmähnigen Untertanen
befohlen, ab sofort seine Frisur zu kopieren. Nacken und Seitenpartien
werden in Pjönjang traditionell mit nuklearen Nasenhaartrimmern
ausrasiert. Wer das überlebt, wird anschliessend in einem Umerziehungslager
zu einer regimetreuen Pneumatikbürste gleichgeschaltet.

In
Deutschland will zwar niemand aussehen wie das auftouperte Hinterteil
eines Pavians, doch auch hier gibt es die Tendenz hin zur Einfrisuren-Demokratie.
Der Merkelbob wird immer beliebter, vor allem bei der Opposition.
Die Grünen haben letztens bei bei einem Coiffeurwettbewerb im
Bundestag gar ihr onduliertes Topmodel Anton Hofreiter posieren
lassen, um die Wellen in Sachen Flüchtlingspolitik zu glätten.
Niemand verstand ein Wort, doch alle waren fasziniert von diesem
Haar: Vorn Merkel, hinten Günter Netzer. Stets weich fallend.
Eine tolle Frisur für den Herbst.
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