Dienstagsabend. Ich will
Deutschland gegen Holland schauen, da wird das Spiel abgesagt
wegen einer Terrorwarnung. Ich erzähle meiner Frau davon. Sie
setzt sich sofort zu mir aufs Sofa, was sie ganz sicher nicht
tun würde, spielte Deutschland gegen Holland. Wir schauen einen
Nachrichtensender. Es beginnt ein politisch unkorrektes Gespräch.
Ich
sage, dass ich sauer sei. Jetzt blasen sie wegen dieser Irren
auch noch Fussballspiele ab! Meine Frau sagt, so ein Spiel sei
doch nicht wichtig. Ich sage, dass grundsätzlich jedes Fussballspiel
wichtig sei. Und bei dem Spiel sei es zudem ums Prinzip gegangen.

Warum
schaffen es die Engländer, frage ich, in dieser aufgeregten
Zeit im Wembley-Stadion gegen die Franzosen zu spielen, und
wir hier machen uns in die Hose! Weil wir verweichlicht sind,
rufe ich. Wir reden ständig von Freiheit und unseren Werten,
sind aber nicht mehr bereit, dafür einen Preis zu zahlen! Okay,
so etwas lässt sich vom Sofa aus leicht sagen, aber es musste
mal raus.
Im Fernsehen behaupten sie
zunächst, man habe in der Nähe des Stadions eine Bombe gefunden.
In dem Fall will ich nichts gesagt haben, sage ich. Dann erscheint
der Bundesinnenminister und sagt, dass es keine Bombe gäbe,
zumindestens noch nicht, aber wir sollten ihm einfach vertrauen,
die Absage des Spiels sei wirklich nötig gewesen, alternativlos.
Pah!, sage ich, da haben wirs doch: War bloss irgendeine Drohung,
auf die wir Deutschen mal wieder hysterisch reagiert haben.
Was meinst du, fragte meine Frau, wie viele Drohungen die Engländer
für ihr Spiel heute Abend gekriegt haben? Meine Frau antwortet
nicht und verlässt das Wohnzimmer. Irgendwie hat sie den Eindruck
gewonnen, man könne mit mir heute Abend nicht mehr vernünftig
reden.
Im Fernsehen schalten sie zum
Reporter vor Ort. "Bringen Sie sich in Sicherheit",
ruft die Dame im Studio ihrem Kollegen am Ende zu. Dabei stehen
um den Kollegen mehrere Hundert Polizisten herum. Unsere Gesellschaft
ist halt auch total verweiblicht, denke ich. Wenn meine Frau
im Bett ist und nach ein paar Gläsern Rotwein - traue ich mich,
solche Sachen zu denken.

Mittwoch.
Eine Pressemitteilung erinnert mich daran, dass am nächsten
Tag Internationaler Männertag ist. Ein Verein namens "Bürger
für Freiheit und Toleranz" (BFT) fordert in der Mitteilung
an diesem Tag "genau die Werte hochzuhalten, die heute
als 'typisch männlich' belächelt werden". Ich schaue mir
die Homepage dieses Vereines an. Das scheinen liberale Menschen
zu sein, die sich gegen staatliche Bevormundung auflehnen und
den mündigen Bürger herbeireden wollen. Das ist in diesen Zeiten
verwegen, vermutlich werden die längst vom Verfassungsschutz
beobachtet.
In der Pressemitteilung
steht ein Satz, der mich als Freiheitskämpfer auf dem Sofa voll
anspricht: "Wir brauchen mehr Frauen und Männer mit Eiern!"
Genau! Wehren wir uns gegen den islamistischen Terror! Eier
statt Schleier! Meiner Frau erzähle ich davon heute Abend aber
besser mal nichts davon.
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