Bisher hat die Welt kaum
Notiz von Schwiebendingen genommen. Doch als in der vergangenen
Woche eine Schwieberdinger Schulleiterin verkündete, dass an
ihrer Schule künftig Jogginghosen ausserhalb des Sportunterrichts
tabu seien, da war Schwieberdingen für kurze Zeit so etwas wie
der Nabel der Welt - auch wenn das Problem, genau besehen, etwas
tiefer sitzt.
Die Anweisung der Direktorin
provozierte ein interessantes Gedankenexperiment: Angenommen,
alle abseits von Turnhallen getragenen Jogginghosen würden sich
mit einem Schlag in Luft auflösen, wie sähe es dann in unseren
Fussgängerzonen aus? Gut, man muss die Sache nicht mit allen
Konsequenzen zu Ende denken. Seit Jahrmillionen beklagt sich
die Modeindustrie, dass der deutsche Mann es mit seiner Unterhosenausstattung
nicht sonderlich genau nehme.

Wenn
die Schlabberhose aus dem Bild der Öffentlichkeit verschwinden
soll, dann bitte daheim umziehen. Doch damit stehen wir schon
vor dem nächsten Problem. Wo fängt in Facebook-Zeiten die Öffentlichkeit
an? Wo hört sie auf? Nehmen wir nur mal den noch amtierenden
Bundesliga-Trainer Alexander Zorniger, VFB Stuttgart. Hat den
Mann schon mal jemand ohne Trainingshose gesehen? Ist so ein
Trainer nicht auch ein Vorbild für die Jugend?
Auf
dem Trainingsplatz könnte man die Kluft ja noch durchgehen lassen,
da muss der gelernte Schullehrer womöglich hin und wieder zeigen,
wie es richtig geht. Aber beim Spiel auf der Trainerbank? Vielleicht
wäre der Verweis auf das Outfit eines gewissen Herrn Guardiola
und dem Punktestand von dessen Team hilfreich.
Man
weiss es nicht. Sicher ist nur eines, Menschen, die die Schlabberhose
aus dem Alltag verbannen möchten, stehen vor einen grossen Aufgabe.
Vermutlich ist es leichter, den VFB Stuttgart auf Champions-League-Format
zu trimmen, als junge Leute, die direkt von der Strampelhose
in die Jogginghose gewechselt sind, davon zu überzeugen, dass
die Welt keine Muckibude ist und es so etwas wie eine Kleiderordnung
gibt.
Vielleicht sollte man Schlabberhosen-Fans
erklären, dass der Vorteil der Jogginghose (man spürt sie nicht)
gleichzeitig auch ihr Nachteil ist. Etwas, das man nicht spürt,
vergisst man womöglich zu wechseln - und läuft tagein, tagaus
mit derselben herum.

Oder
man sollte den italienischen Schriftsteller, Philosophen und
Anzugträger Umberto Eco ins Spiel bringen, der sich in einem
Art Menschenversuch in eine Jeans zwängte - und plötzlich ein
neues, wohl nicht unangenehmes Körpergefühl verspürte. Sein
Text darüber heisst nicht "Im Namen der Hose", sondern
"Das Lendendenken".
Dem eingefleischten
Jogginghosen-Träger, ist zu fürchten, wird auch dieses nicht
beeindrucken. Er wird uns erwidern, dass er in Situationen,
in denen ein konventionelles Beinkleid hinderlich ist, klar
im Vorteil ist. Dagegen ist wenig zu sagen. Da steht man dann
gewissermassen mit heruntergelassener Hose da.
|