Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (20. September 2015)
 
Kehr-Pakt
 

   Es ist schön, wenn Menschen, gerade auch im fortgeschrittenen Alter, etwas mit sich anzufangen wissen. Die einen schreiben Zeitungskolumnen, die anderen Falschparker auf und wieder andere fühlen sich der Stadtreinigung verpflichtet.

   Zur letzten Gruppe gehört wohl eine 80-jährige Frau aus Schorndorf, die meinte, die öffentlichen Parkplätze der Stadt sauber halten zu müssen und zu diesem Zweck mit dem Besen bewaffnet loszog. Wie sich herausstellte, darf man in dem Fall den Begriff bewaffnet wörtlich nehmen. Eine 32-jährige Autofahrerin und deren Hund können das bezeugen.

   Als die junge Frau partout ihren eben abgestellten Wagen nicht wegstellen wollte, damit die Seniorin den Parkplatz fegen konnte, ging die selbst ernannte Reinigungskraft auf Mensch und Tier los. Wie wir einer Zeitungsmeldung entnehmen, soll die Autofahrerin leichte Verletzungen erlitten haben, der Hund kam wohl mit dem Schrecken davon.



   Geht man weit zurück in die Geschichte Schorndorfs, wird einem klar, dass weiblicher Widerstand hier eine gewisse Tradition besitzt. 1688 retteten die legendären Schorndorfer Weiber unter Führung einer gewissen Barbara Künkelin die Stadt im Remstal vor der Übergabe an den französischen Brigadegeneral Mélac. Die Frauen waren mit Mistgabeln, Messern, Hellebarden und Sicheln bewaffnet, von Besen ist nichts bekannt.

   Doch zurück in die Gegenwart. Es ist kaum anzunehmen, dass die schlagfertige Rentnerin ebenfalls einen Platz in der Geschichte der Grossen Kreisstadt bekommt wird – und wenn, dann einen eher unrühmlichen. Einer unbewaffneten Autofahrerin und deren Hund ein Kehr-Paket zu verabreicht, ist schlicht und einfach verkehrt.

   Aus diesem Grund rufen wir in dieser der Kehrwoche und dem Weltfrieden verpflichteten Kolumne allen Bürgerinnen und Bürgern Schorndorfs zu: „Kehret den Anfängen!“ Oder, um es auf gut Schwäbisch zu sagen: Mit einem Besen auf Mensch und Tier einzudreschen „kehrt sich net“.

 

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