Es ist schön, wenn Menschen,
gerade auch im fortgeschrittenen Alter, etwas mit sich anzufangen
wissen. Die einen schreiben Zeitungskolumnen, die anderen Falschparker
auf und wieder andere fühlen sich der Stadtreinigung verpflichtet.
Zur
letzten Gruppe gehört wohl eine 80-jährige Frau aus Schorndorf,
die meinte, die öffentlichen Parkplätze der Stadt sauber halten
zu müssen und zu diesem Zweck mit dem Besen bewaffnet loszog.
Wie sich herausstellte, darf man in dem Fall den Begriff bewaffnet
wörtlich nehmen. Eine 32-jährige Autofahrerin und deren Hund
können das bezeugen.
Als die junge
Frau partout ihren eben abgestellten Wagen nicht wegstellen
wollte, damit die Seniorin den Parkplatz fegen konnte, ging
die selbst ernannte Reinigungskraft auf Mensch und Tier los.
Wie wir einer Zeitungsmeldung entnehmen, soll die Autofahrerin
leichte Verletzungen erlitten haben, der Hund kam wohl mit dem
Schrecken davon.

Geht
man weit zurück in die Geschichte Schorndorfs, wird einem klar,
dass weiblicher Widerstand hier eine gewisse Tradition besitzt.
1688 retteten die legendären Schorndorfer Weiber unter Führung
einer gewissen Barbara Künkelin die Stadt im Remstal vor der
Übergabe an den französischen Brigadegeneral Mélac. Die Frauen
waren mit Mistgabeln, Messern, Hellebarden und Sicheln bewaffnet,
von Besen ist nichts bekannt.
Doch
zurück in die Gegenwart. Es ist kaum anzunehmen, dass die schlagfertige
Rentnerin ebenfalls einen Platz in der Geschichte der Grossen
Kreisstadt bekommt wird – und wenn, dann einen eher unrühmlichen.
Einer unbewaffneten Autofahrerin und deren Hund ein Kehr-Paket
zu verabreicht, ist schlicht und einfach verkehrt.
Aus
diesem Grund rufen wir in dieser der Kehrwoche und dem Weltfrieden
verpflichteten Kolumne allen Bürgerinnen und Bürgern Schorndorfs
zu: „Kehret den Anfängen!“ Oder, um es auf gut Schwäbisch zu
sagen: Mit einem Besen auf Mensch und Tier einzudreschen „kehrt
sich net“.
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