Es ist ein Schmatzen, dem
alles Genussvolle abhandengekommen ist. Je nach Bodenbeschaffenheit
klingt es hell oder gedämpft, am Ende eines langen Tages unter
sengender Sonne geht es in ein Schlurfen über, welches auf mangelnde
Körperspannung hindeutet, auf zügellosen Alkoholgenuss, allgemeine
Hoffnungslosigkeit, unerfüllte erotische Sehnsucht, Verschuldung,
Verfettung, Bewegungsmangel und Bildungsferne. Die Massierung
durch Millionen rostbraun verfärbten Füsse steigert dieses Geräusch
ins Bedrohliche. So muss es geklungen haben, als die Sandalen
der römischen Legionäre im Gleichschritt durch Europa paradierten
und meist, ohne anzuklopfen, ins Haus eindrangen. Worüber wir
sprechen? Nun, natürlich vom Geräusch der Flipflops, jener aus
Schnur und Pappe gebastelten Fussbekleidung, mit der sich der
Mensch der Moderne in den Zustand eines Halbwilden zurücktransferiert.
In dieser Woche schmatzten die Flipflops ein letztes Mal durch
die Büros - ein wehmütiger Nachklang, ein Erinnerungsfetzen
an die anfangs nicht enden wollende Ferienzeit.

Der
Übergang vom Urlaub in die Maschinerie des Zivil- und Erwerbslebens
belastet den menschlichen Organismus aufs Äusserste. Die bleiche
Sonne des ungewohnten Büro-Neonlichts lässt ihn halluzinieren.
Trug die bisher so strenge und arbeitsame Kollegin etwa einen
Bikini zum morgendlichen Meeting? Und hatte der cholerische
Bereichsleiter während seiner Powerpoint-Präsentation einen
Sangria-Eimer auf dem Kopf? Der Mensch schnappt und atmet, spürt
zittrigen Alkoholentzug, schenkt den Liebsten ungewohnte Zärtlichkeit
und erregt sich eine Sekunde später über einen Kekskrümel auf
dem Rücksitz seines SUVs. In seinem Büro glaubt er, einen schwitzigen,
salzigen Dunst zu atmen, er zählt die Sandkörnchen im Portmonnaie
und tastet mit der Zunge über den in der Kantine servierten
Kartoffelsalat, der wundersamerweise nach Fisch mit einer Restnote
von Sonnenöl schmeckt.
Draussen ist
die Welt im Aufruhr: Tragödien, Katastrophen, Tod und Verzweiflung.
Mit Sandalen lassen sich solche Krisen nicht bewältigen. Die
Politik trägt deshalb wieder festes Schuhwerk. Der verdammte
Urlaub, eine quälende Phase ohne Auftritte in der Öffentlichkeit,
ist endlich zu Ende. Skandale der ersten Jahreshälfte sind ausgesessen.
Im Parlament wird mit frischen Kräften gepöbelt, geächzt und
gerumpelt. Sonnengebräunte Finger streichen über Redemanuskripte,
die in der Sonne luzide und geistreich wirkten, aber nichts
anderes sind als blutleere Phrasen-Sammlungen.

Am
Ende der ersten Arbeitswoche wurde die Sehnsucht der Deutschen
nach dem erneuten Eintauchen in ein tiefes, warmes Blau noch
mal übermächtig. Was Wunder, verheisst der Blick nach vorn doch
nur Schneeregen und fallende Kurse. Wer diesen Depressionen
entfliehen will, sollte sich unsere Politiker, seinen Chef oder
einen Wagner-Dirigenten in Flipflops vorstellen. Dann ist für
ein paar Minuten wieder alles gut.
|