Journalisten sollten Distanz
halten zu ihren Themen, hat der grosse Hanns Joachim Friedrichs
einmal in einem "Spiegel"-Interview gesagt, sich nicht
gemein machen mit der Sache, auch nicht mit einer guten. Ich
sehe das im Grunde genauso. Mit einer Ausnahme.
Neulich
wurde meine Fahrradpumpe geklaut. Das ist zum Kotzen. Haben
Sie mal versucht, einen Fahrradschlauch mit dem Mund aufzublasen?
Aber gut, so was kommt vor. Hätte das Ding ja auch wegmachen
können, als ich mein Rad abgestellt hatte. Mach ich auch sonst.
Nur nicht in diesem Fall, auf dem Gelände meiner Firma. So eine
Firma ist ja doch wie eine Familie. Da kommt nichts weg. Da
beklaut man sich nicht gegenseitig.
Ich
hatte das Rad über Nacht abgestellt und korrekt abgeschlossen.
Am nächsten Tag war die Pumpe weg. Wenn ich das Schwein erwische!

Von
Haus aus bin ich ein disziplinierter und grosszügiger Mensch,
bin durchaus bereit, auch mal zu geben, zumindestens leihweise.
Man kann mich zum Beispiel um Geld anpumpen. Ich gebe gern,
wenn ich das Gefühl habe, ich bekomme es wieder. Man könnte
mich sogar auch um eine Fahrradpumpe anpumpen. Ich würde sie
herausrücken, jederzeit, habe ich sogar schon gemacht - und
für die Luft keinen Cent verlangt. Da kenne ich nix. Aber beim
Fahrradpumpenklau hört der Spass auf.
Die
Sache hat mich bis in meine Träume verfolgt. Gestern Morgen
bin ich schweissgebadet aufgewacht. Ich erinnere mich nur noch
an das Ende des Traums. Irgendwie muss es mir gelungen sein,
den Pumpendieb zur Strecke zu bringen. Womöglich wollte er sie
auf Ebay verkaufen. Ich war gerade dabei, das mit dem Kerl zu
machen, was mna im Wilden Westen mit Pferdedieben getan hat.
Da bin ich aufgewacht.
Natürlich ist
der Traum der Gaul mit mir durchgegangen. Keine Frage. Hinterher
hatte ich ein schlechtes Gewissen, wie man sich in der Wut so
gehen lassen kann. Aber ein ganz klein wenig war ich auch erleichtert.
Wenigstens bin ich noch nicht altersmilde.
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