Nach einem sensationellen
Archäologiefund in Südafrika muss die Geschichte der Menschheit,
wenn nicht gar die des Automobils, in weiten Teilen umgeschrieben
werden.
Leider hat diese Neuigkeit
bisher nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient gehabt
hätte; ein Indiz dafür, dass die Welt diese Woche mit anderen
Dingen beschäftigt war: 70 Jahre Kaiser Franz, 75 bis 95 Jahre
Karl Lagerfeld (die Geschichtschreibung rätselt noch), und rechtzeitig
zur Rekordregentschaft der Queen verkündete der Discounter Lidl,
dass er demnächst im Buckingham-Palast eine Filiale eröffnen
wolle.

Als
ob dies nicht genug gewesen wäre, feierte man in Deutschland
die beginnende Brunft der Hirsche (Obacht in der Dämmerung!)
und die Heimkehr der letzten Urlauber von ihrem Auslandseinsatz.
Da hatte der Homo naledi es schwer, ins mediale Rampenlicht
zu kommen.
Nun aber sollten wir für
ihn die Korken knallen lassen, denn der Frühmensch, eine Mischung
aus Affe und Apple-User, hat es verdient, soll er doch vor Jahrmillionen
schon nicht nur seine Spezies zu Grabe getragen haben, sondern
auch Autofriedhöfe angelegt haben. In einer Zeit, als auf der
Nordhalbkugel Fred Feuerstein und Barney noch in feinstaubfördernden
Steinzeitmobilen herumkurvten, war der Homo naledi am Kap breits
guter Hoffnung, ein mit Elefantendung befeuertes Öko-Auto zum
Laufen zu bringen.
Auf der dieser Woche
in Frankfurt beginnenden Internationalen Automobilausstellung
(IAA) wird man Homo naledi gekonnt ignorieren und weiter so
tun, als sei der Kübelwagen eine deutsche Erfindung. Offenbar
ist man berauscht von seinem eigenen Erfolg, steht das selbstfahrende
Automobil doch so gut wie vor der Serienreife. Bereits im Sommer
2016 wollen sämtliche deutschen Automobil-Hersteller Fahrzeuge
auf den Markt bringen, die ohne fremdes Zutun in den Urlaub
fahren, dort frühmorgens am Pool die Handtücher auslegen und
es auch sonst krachen lassen wie ihre menschlichen Besitzer.

Für
die Fahrzeughalter und deren Angehörige bedeutet dies endlich
stau- und stressfrei Urlaub machen. Daheim bleiben, die Füsse
hochlegen und hin und wieder einen Blick in die Garage werfen,
ob die Karre wirklich im Ausland seinen Dienst schiebt. Kleiner
Gag am Rande: Natürlich bereitet es den rollenden High-Tech-Rechnern
kein Problem, Urlaubsbilder nach Hause zu senden. Wer den Aufpreis
nicht scheut, kann seinen Wagen mit einer zusätzlichen App zum
Verschicken von Postkarten bestücken.
Da
die meisten der auf der IAA präsentierten Fahrzeuge sich in
technischer Hinsicht kaum noch unterscheiden, versuchen die
Hersteller mit Service und Originalität zu punkten. Die Autos
etlicher Anbieter aus Fernost kann man inklusive IAA-Hostess
leasen. Europäische Hersteller haben die automüde Jugend im
Visier. Beim Kauf eines Smartphones mit Vertrag gibt es einen
internettauglichen Kleinwagen gratis. Eine schicke Idee, auf
die nicht mal Homo naledi gekommen wäre.
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