Mein ausdrücklicher Dank
gilt diese Woche dem Institut für Demoskopie Allensbach, das
eine im Auftrag der deutschen Versicherungen erstellte Studie
veröffentlich hat. Ein Ergebnis der Umfrage besagt, dass die
sogenannte mittlere Generation in Deutschland, also Menschen
zwischen 30 und 59 Jahren, mit ihrem Leben ganz zufrieden sei.
91 Prozent, heisst es, würden ihre Situation als "gut"
oder "sehr gut" einstufen.
Ich
tue das auch, habe mich bisher aber nicht getraut, damit aus
der Deckung zu kommen. Dies lag vor allem daran, dass Menschen,
die behaupten, sie seien mit ihrer Situation zufrieden, leicht
in den Verdacht geraten, ihnen sei das Elend der Welt egal.
Dies ist, und ich hoffe, ich spreche im Sinne meiner Gefühlsgenossen,
nicht der Fall.

Vor
Jahren führte ich mal ein Interview mit einem grossen Komiker.
Wir verstanden uns glänzend, auch was den Humor betraf. Irgendwann
erklärte der Mann, er neige zu Depressionen - und dass es vielen
seiner Kollegen ebenso erginge. Als ich ihm sagte, dass mir
das fremd sei, ging er auf Distanz. Nach dem Gespräch fühlte
ich mich schlecht.
Dass ausser mir
viele andere mit ihrer Lebenssituation in unserem schönen Land
zufrieden sind, hat mich dann doch überrascht, bekommt man von
seinen Mitmenschen doch meist nur Gebruddel zu hören - und stimmt
öfter als einem lieb ist mit in den Singsang ein. Auch beim
Gang durch eine durchschnittliche Fussgängerzone drängt sich
einem nicht unbedingt der Eindruck auf, hier sei eine zufriedene
Menge unterwegs. Der Gefühlszustand der Passanten würde man
als gehetzt bis gereizt bezeichnen.
Dank
Allensbach weiss ich nun, dass es diesen Menschen vermutlich
ähnlich ergeht wie mir. Sie sind zufrieden, trauen sich aber
nicht, dieses zu zeigen. Nun aber, da klar ist, dass wir in
der mittleren Generation in der Mehrheit sind, könnten wir die
Katze ruhig aus dem Sack lassen. Als Erkennungszeichen sollten
wir uns ab und zu anlächeln.
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