Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (02. August 2015)
 
Sulden
 

   Für Sulden am Ortler hat der Urlaub von Angela Merkel nicht gut angefangen. Kaum war die Bundeskanzlerin am Montag angekommen, suchten Einbrecher das Bergdorf in Südtirol heim. In der Nacht zum Dienstag stiegen die Unbekannten in insgesamt fünf Hotels und Pensionen ein, erbeuteten allerdings nur wenig Bargeld. Bei Merkels Vier-Sterne-Hotel versuchten sie es erst garnicht. Nicht, weil dort zum Schutz der Kanzlerin Sicherheitspersonal das Hotel bewachte, sondern weil es sich mittlerweise in Europa rumgesprochen hat, dass bei Merkel nichts zu holen ist.



   Auf der Anreise nach Sulden absolvierte die Kanzlerin einen Blitzbesuch im "Messner Mountain Museum Corones" am Kronplatz bei Bruneck. Es handelt sich dabei um das neue Museum der Bergsteigerlegende Reinhold Messner, der leider nicht vor Ort war, so dass seine Tochter Magdalena den hohen Besuch durchs Museum führte. Messner war in den vergangenen Jahren bisweilen mit Merkel in Sulden wandern und behauptete, die Kanzlerin sei der einzige uneitle Mensch, den er je getroffen hat. Als glänzender Selbstvermarkter weiss Messner, wovon er redet. Andererseits will der 70-Jährige schon andere Wesen getroffen haben, an deren Existenz man nicht so recht glauben mag, zum Beispiel den legendären Schneemenschen Yeti. Merkel wiederum hatte zuletzt ja auch Begegnungen der dritten Art. Bei dem dramatischen Rettungsmarathon zur Rettung des Pleite-Staates Griechenland soll sie einem längst verschollen geglaubten Wesen begegnet sein, der Drachme. Die Drachme war Teil eines Plans B, der dann aber wieder fallen gelassen wurde. Daher bleibt die Drachme bis auf weiteres auf B-Währung draussen.

   Für Sulden ist der wiederholte Besuch der Kanzlerin natürlich eine schöne Werbung, andere Urlaubsorte müssen für so etwas Kopfstände machen. Die Nordsee-Insel Borkum zum Beispiel hat kürzlich auf ihrer Facebook-Seite mit dem Slogan "Vögelurlaub macht man auf Borkum" den Vogel abgeschossen. Vor allem Ältere fragen sich irritiert, watt das denn nun soll. Aber die sexuell aufgeladene Werbung richtet sich natürlich an die junge Zielgruppe, die nicht so recht weiss, für welchen Urlaubsort sie sich entscheiden soll, diesbezüglich also zwischen Baum und Borkum steckt.

   Um Aufmerksamkeit zu erregen, hatte schon im Juni auch die Industrie- und Handelskammer Demold (Ostwestfalen-Lippe) eine dicke Lippe riskiert. Auf Werbekarten warb sie für ihre Region in grossen Buchstaben mit dem Spruch: "Lippe liegt am A... der Welt. Aber hier riecht's besser als im Ruhrgebiet."



   Da loben wir uns doch die baden-württembergische Imagekampagne, die alles kann ausser lustig. Zum Ferienbeginn im Südwesten posteten die Marketing-Menschen bei Facebook: "Ab heute geht Württemberg sechs Wochen lang Baden." Da hat man schon Originelleres gelesen. Andererseits: Wenigstens all jene Arbeitsnehmer, die nicht den Lehrerberuf ergriffen haben, können über den Spruch herzlich lachen.

 

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