Für Sulden am Ortler hat
der Urlaub von Angela Merkel nicht gut angefangen. Kaum war
die Bundeskanzlerin am Montag angekommen, suchten Einbrecher
das Bergdorf in Südtirol heim. In der Nacht zum Dienstag stiegen
die Unbekannten in insgesamt fünf Hotels und Pensionen ein,
erbeuteten allerdings nur wenig Bargeld. Bei Merkels Vier-Sterne-Hotel
versuchten sie es erst garnicht. Nicht, weil dort zum Schutz
der Kanzlerin Sicherheitspersonal das Hotel bewachte, sondern
weil es sich mittlerweise in Europa rumgesprochen hat, dass
bei Merkel nichts zu holen ist.

Auf
der Anreise nach Sulden absolvierte die Kanzlerin einen Blitzbesuch
im "Messner Mountain Museum Corones" am Kronplatz
bei Bruneck. Es handelt sich dabei um das neue Museum der Bergsteigerlegende
Reinhold Messner, der leider nicht vor Ort war, so dass seine
Tochter Magdalena den hohen Besuch durchs Museum führte. Messner
war in den vergangenen Jahren bisweilen mit Merkel in Sulden
wandern und behauptete, die Kanzlerin sei der einzige uneitle
Mensch, den er je getroffen hat. Als glänzender Selbstvermarkter
weiss Messner, wovon er redet. Andererseits will der 70-Jährige
schon andere Wesen getroffen haben, an deren Existenz man nicht
so recht glauben mag, zum Beispiel den legendären Schneemenschen
Yeti. Merkel wiederum hatte zuletzt ja auch Begegnungen der
dritten Art. Bei dem dramatischen Rettungsmarathon zur Rettung
des Pleite-Staates Griechenland soll sie einem längst verschollen
geglaubten Wesen begegnet sein, der Drachme. Die Drachme war
Teil eines Plans B, der dann aber wieder fallen gelassen wurde.
Daher bleibt die Drachme bis auf weiteres auf B-Währung draussen.
Für
Sulden ist der wiederholte Besuch der Kanzlerin natürlich eine
schöne Werbung, andere Urlaubsorte müssen für so etwas Kopfstände
machen. Die Nordsee-Insel Borkum zum Beispiel hat kürzlich auf
ihrer Facebook-Seite mit dem Slogan "Vögelurlaub macht
man auf Borkum" den Vogel abgeschossen. Vor allem Ältere
fragen sich irritiert, watt das denn nun soll. Aber die sexuell
aufgeladene Werbung richtet sich natürlich an die junge Zielgruppe,
die nicht so recht weiss, für welchen Urlaubsort sie sich entscheiden
soll, diesbezüglich also zwischen Baum und Borkum steckt.
Um
Aufmerksamkeit zu erregen, hatte schon im Juni auch die Industrie-
und Handelskammer Demold (Ostwestfalen-Lippe) eine dicke Lippe
riskiert. Auf Werbekarten warb sie für ihre Region in grossen
Buchstaben mit dem Spruch: "Lippe liegt am A... der Welt.
Aber hier riecht's besser als im Ruhrgebiet."

Da
loben wir uns doch die baden-württembergische Imagekampagne,
die alles kann ausser lustig. Zum Ferienbeginn im Südwesten
posteten die Marketing-Menschen bei Facebook: "Ab heute
geht Württemberg sechs Wochen lang Baden." Da hat man schon
Originelleres gelesen. Andererseits: Wenigstens all jene Arbeitsnehmer,
die nicht den Lehrerberuf ergriffen haben, können über den Spruch
herzlich lachen.
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