Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (26. Juli 2015)
 
Sommer-Hitz
 

   Nicht raus in die Welt, rein ins Netz

   Es war in jenen heissen Tagen, als ein öffentlich-rechtlicher Radiosender auf den genialen Gedanken kam, sein Programm den Temperaturen anzupassen und verlauten liess, man spiele nur noch "Sommer-Hitz". Auch an einem Autobahntester von unserer Redaktion ging der sechste Jahrhundertsommer in 14 Tagen nicht spurlos vorüber. Er sei sich sicher, liess er seine Follower auf Twitter wissen, dass der alte Opel Rekord, den er gerade auf der A 61 bei Sindelfingen überhole, bei diesem Wetter zum Hitze-Rekord mutiere. Hitz, Hitz, Gelächter.



   Die Temperaturen der vergangenen Wochen entschuldigt so manches. Auch, dass die Stimmung bei unserem Rechercheposten in Schwäbisch Gmünd trotz 42 Grad im Schatten gegen Null tendierte. Wir hatten in einem als Altglascontainer getarnten Dienst-Polo unweit eines Altkleidercontainers Stellung bezogen. Ein aufmerksamer Leser hatte uns hierher gelotst, war ihm doch auf der Klamottenkiste der Schriftzug "Nazis raus" aufgefallen.

   Wo Nazis draufsteht, dachten wir, müssten auch braune Säcke drin sein - und legten uns auf die Lauer. Aber nichts geschah, womöglich waren sie schon ausgeflogen. Die Stimmung wurde nicht besser, als uns via Feldtelefon die Nachricht erreichte, dass Wissenschaftler in Südamerika eine fleischfressende Pflanze entdeckt hatten. Das Ding war ihnen nicht, wie es sich gehört, in Gottes freier Natur begegnet, sondern auf Facebook. Ein Hobbyforscher hatte das Bild der Pflanze vor drei Jahren ins Netz gestellt. Da kommt man sich als Rechercheur alter Schule dämlich vor.

   Wir beschlossen, in Absprache mit unserer Chefredaktion, aus Schaden klug zu werden, brachen unsere Zelte vor dem Altkleidercontainer ab und düsten mit dem Altglas-Polo zurück in die Zentralredaktion, um in Windeseile unsere Rechner hochzufahren. Deshalb ist es uns nun möglich, Ihnen die Internet-Hitz der Woche zu präsentieren zu können.



   1) Eine herzhafte Debatte darüber, ob man zu Kalbsleberwurst auch Butter aufs Brot schmieren darf. Noch halten sich Butter-Gegner und -Befürworter die Waage, wobei der Ton schärfer wird. Womöglich schmiert die Diskussion ins Unappetitliche ab. Konsens besteht darin, dass ein Laugengebäck als Kalbsleberwurstunterlage einem Brot vorzuziehen sei. Eine ähnliche Debatte um die Butter läuft seit Jahren zu Nutella.

   2) Rechtzeitig zur Ferienzeit hochgekocht ist die Diskussion über den richtigen Umgang mit Kindern auf langen Urlaubsfahrten. Im Grunde geht es darum, wie mit Mitfahrern zu verfahren sei, die bei Kilometer 10 "Wann sind wir endlich da" fragen. Offenbar scheint hier ein Wertewandel stattgefunden zu haben. Ruhigstellen durch Medikamente und Computerspiele ist kein Tabu mehr, unklar ist nur, ob die Krankenkasse die Kosten tragen soll.

   Sie sehen, Sie können ganz entspannt in den Urlaub fahren. Alles, was die Welt in ihrem Inneren bewegt, behalten wir für Sie im Blick.

 

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