Es war eine von denen Meldungen,
die es für gewöhnlich nur in die Kuriositätenspalte der Zeitung
schafft: In Bottrop wurde eine Frau von einem Eichhörnchen verfolgt,
so dass sie sich nicht anders zu helfen wusste, als die Polizei
zu alarmieren.
Als ich das las, konnte
ich beide Seiten verstehen, sowohl die Frau wie das Tier - so
wie ich als Argumenten zugänglicher Mensch immer alle Seiten
verstehe, wie beispielsweise die darbenden Griechen genauso
wie den gestrengen Schäuble.

Die
Frau verstand ich, weil für mich Eichhörnchen ein Horror sind,
seit mir an einem kalten Februarmorgen eines vor das Vorderrad
meines Fahrrads gefallen war. Natürlich habe ich, anders als
vom ADAC empfohlen,der nur von Elefanten aufwärts zu Ausweichmanövern
rät, den Lenker herumgerissen. Aber es war nichts zu machen.
Seither traue ich den Kulleraugen nicht mehr. Ich rechne damit,
dass eines Tages eines dieser Eichhörnchen beim Joggen an mir
hochschiesst, um mir an den Kragen zu gehen. Oder, noch schlimmer,
auf halben Weg zubeisst.
Aber ich fühle
auch mit dem Eichhörnchen von Bottrop. Ich meine, die Tiere
sind ja auch nicht blöd. Die fühlen doch, dass es Generationen
in Deutschland gibt, denen von einem gewissen Herrn Grzimek
eingebläut wurde, dass Vögel "unsere gefiederten Freunde"
seien und Eichhörnchen zur Gattung "possierliche Nager"
gehörten. Hand aufs Herz: Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie
als "possierlicher Nager" verunglimpft würden, statt
als Jäger, Sammler und Eierräuber ernst genommen zu werden?
Es ist an der Zeit, mit der Verniedlichung der Eichhörnchen
aufzuhören und sie als Eichhörner zu akzeptieren.
Vor
diesem Hintergrund ist der Polizeieinsatz in Bottrop keinesfalls
glücklich verlaufen, haben die Beamten das Tier doch auf die
Wache mitgenommen, ihm Apfelstücke und Honigtee gegeben und
es an eine Tierauffangstation ausgehändigt. Respekt vor der
Kreatur hätte bedeutet, ein Sondereinsatzkommando anrücken zu
lassen. Schüsse hätten ja keine fallen müssen.
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