Die Behörden in China haben
diese Woche mehr als 100.000 Tonnen Tiefkühlfleisch beschlagnahmt,
dessen Mindesthaltbarkeitsdatum, vorsichtig ausgedrückt, abgelaufen
war. Die ältesten Brocken sollen mehr als 40 Jahre alt gewesen
sein. Bei 40 Jahre altem Tiefkühlfleisch aus China fragt man
sich natürlich: Ist das schon Hund? Oder noch Dino?
Anderseits:
Ich bin 56 Jahre alt, und wenn jemand etwas an meinem Mindesthaltbarkeitsdatum
auszusetzen hätte oder mich gar als Gammelfleisch bezeichnen
würde, ich tät ihm glatt die kalte Schulter zeigen. Im Gegensatz
zu den Fundstücken aus China habe ich mich in den zurückliegenden
Jahrzehnten nicht nur in Kühltruhen herumgetrieben. Ich war
wiederholt in Räumen (in überheizten Dachgeschosswohnungen,
überfüllten Zügen, knallvollen und verrauchten Diskotheken),
die der Haltbarkeit von Fleisch nicht unbedingt zuträglich sind.
Das einzige, was mich mehr oder weniger am Leben gehalten hat,
war ein inzwischen gut abgehangener Slogan der Lebensmittelindustrie:
Fleisch ist ein Stück Lebenskraft.

Wenn
ein Mensch dermassen propagandistisch gesteuert aufwächst, braucht
man sich nicht zu wundern, dass er nur deshalb hin und wieder
in eine Tomate beisst, weil er gehört hat, es handle sich um
Fruchtfleisch. Doch wir kommen vom Thema ab.
Vielleicht
haben die Fleischbrocken in China einfach nur Pech gehabt. Ein
paar Millionen Jahre mehr in der Kühltruhe und sie wären als
Sensationsfund gefeiert worden, so wie diese Woche die versteinerten
Überreste der ältesten Schildkröte der Welt, die der Stuttgarter
Paläontologe Rainer Schoch in Vellberg bei Schwäbisch Hall entdeckt
haben will. Nach 240.000 Millionen Jahren fragt keiner mehr
nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum.
Offenbar
wird das Ding als Urschildkröte gehandelt, obwohl es noch nicht
mal einen richtigen Panzer hatte, was ein Indiz dafür sein könnte,
dass Aufrüstung durchaus im Plan der Evolution vorgesehen ist.
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