Nach all den Toten der vergangenen
Tage und Wochen (Dracula, Winnetou, Pu der Bär), nun auch noch
das: Der Entertainer Stefan Raab wird uns zum Ende des Jahres
verlassen und von der Bildfläche verschwinden. Das erfüllt mich
persönlich mit Wut und mit Trauer. Mit Wut deshalb, weil er
es sich im Gegensatz zu mir leisten kann, mit Ende 40 in Rente
zu gehen. Mit Trauer, weil ich Stefan Raab viel zu verdanken
habe.
Einmal, es war 1998, durfte ich
in einem vollbesetzen Charterflieger nach Birmingham düsen und
einem gewissen Guildo Horn („Guildo hat euch lieb“) beim Singen
zuschauen. Guildo Horn sah zwar nicht so aus, aber er war ein
erstklassiger Schlagersänger und ein lustiger dazu. Im Bühnenhintergrund
stand der Strippenzieher, Stefan Raab, der sich in Anspielung
auf einen alten Grand-Prix-Komponisten Alf Igel nannte.
Zwei
Jahre später ging’s mit dem Zug nach Bremen, wo Stefan Raab
nun selbst beim Eurovision Song Contest antrat – mit der Pop-Parodie
„Wadde hadde dudde da“. Raab hielt Pressekonferenzen in der
Fussgängerzone ab. Die Antworten auf die Journalistenfragen
sang er.

Nach
beiden Ereignissen waren Menschen wie ich Feuer und Flamme.
Sie schrieben, die irren Auftritte des Stefan Raab seien auch
deshalb wichtig, weil uns die Welt künftig mit anderen Augen
sehen werde. Das war ein frommer Wunsch – und ein Irrtum, wie
wir heute wissen.
Die Briten glauben
nach wie vor, dass wir zum Lachen in den Führerbunker gehen
und klatschen sich auf die Schenkel, wenn sich ein deutscher
Komiker auf der Bühne als „German Humorist“ vorstellt. Die Griechen
(und vermutlich noch ein paar andere Hungerleider in Europa)
halten uns für Geldgeier und Spiesser. Der Fall der Griechen
belegt immerhin eines: Wahre Sympathie kann man sich nur mit
Geld erkaufen.
Gleichwohl sollten wir
Stefan Raab danken, dass er sich um das Deutschlandbild im Ausland
bemühte. Er hat es im Gegensatz zu Schäuble wenigstens versucht.
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